von Sophia Bernutz
"Mitte April hatte ich die Möglichkeit, einen Monat lang ein Auslandspraktikum in Finnland zu absolvieren. Organisiert wurde dieses Praktikum von der Handwerkskammer Mittelfranken (Ansprechpartnerin Frau Anja Seulen und Frau Undine Landvoigt von der Regierung) und der Partnerorganisation Omnia, einer Berufsschule in Finnland, die mir den Praktikumsplatz vermittelten.
Zu meiner Freude war es für meinen Ausbildungsbetrieb, die Möbelmacher in Unterkrumbach, kein Problem, mich für einen Monat zu entbehren und die mir dadurch eine großartige Möglichkeit zu geben, meine Fähigkeiten weiter auszubilden.
Das Programm
selbst nennt sich „Europass Mobilität“ und dazu gab es das
„Leonardo da Vinci Stipendium“, durch welches der Flug,
Unterkunft, Versicherung und Lebensunterhalt finanziert werden
konnten.
Die Reise führte mich nach Helsinki, wo wir drei Stipendiaten in einem Wohnheim untergebracht waren. Meine Praktikumsstelle befand sich im Stadtteil Vantaa, ca. eine halbe Stunde mit dem Bus von der Unterkunft entfernt.
An den ersten zwei Tagen besuchten wir die Berufsschule und Partnerorganisation Omnia, wobei uns erklärt wurde, dass die finnische Berufsausbildung allgemein drei Jahre schulischer Ausbildung mit einigen Praktika beinhaltet. Das steht in starkem Kontrast zu der deutschen Berufsausbildung, wo bei den meisten Handwerksberufen der Großteil der Ausbildung im Ausbildungsbetrieb stattfindet.
Nach diesen zwei Tagen der Einführung begann ich meine Arbeit in dem finnischen Betrieb „Wooden Oy“. Puusepänliike (Schreinerei) Wooden ist ein kleiner Schreinereibetrieb mit fünf ständigen Mitarbeitern (vier plus Chef) und öfters mal einem oder zwei Praktikanten (zum Beispiel ich). Sie machen größtenteils Möbelbau, zum Teil aus Vollholz, aber auch aus Plattenmaterialien. Während meines Aufenthaltes gab es einen großen Auftrag: 270 Stühle für eine Multifunktionshalle. Das Betriebsklima war sehr angenehm und entspannt.
Meine Arbeit
bestand dann zumeist in einem kleinen Schritt, der mehrfach
wiederholt werden musste, also 270mal. Das war für mich eine große
Umstellung, da die Möbelmacher, zumindest seit ich dabei bin, noch
nie in so großen Stückzahlen gefertigt haben.
Es gab natürlich
auch einige kleinere Aufgaben, die ich übernehmen konnte. Das war
teilweise eine Herausforderung, da die Maschinen zwar alle mir
bekannt sind, aber ich nicht an alle gewöhnt bin.
Die Kommunikation erfolgte zum Großteil auf Englisch, da Finnisch eine sehr schwer zu lernende Sprache ist. Zum Glück waren alle Beschilderungen sowohl auf Finnisch als auch auf Schwedisch, wodurch man einiges gut erraten konnte.
In meiner Freizeit nach der Arbeit und an den Wochenenden habe ich die Möglichkeit, einiges von Finnland zu sehen, ausgiebig genutzt und habe viel Neues gesehen und kennen gelernt.
Während meines Aufenthaltes habe ich für den Möbelmacherblog einige Artikel mit Fotos erstellt.
Fazit: Durch den Aufenthalt in einem fremden Land, in dem man nur eine Handvoll Wörter versteht, wird nicht nur die englische Sprache, sondern auch die Selbstständigkeit und das Improvisationsvermögen gefördert. Auch wenn ich handwerklich nicht allzu viel wirklich Neues kennen gelernt habe, ist zusätzliche Übung nie verkehrt und ich habe viele Eindrücke aus einem „fremden“ Betrieb mitbringen können.
Ich kann nur jedem empfehlen, eine solche Möglichkeit beim eigenen Ausbildungsbetrieb anzufragen. Es macht nicht nur viel Spaß, sondern erweitern auch den eigenen Praxis-Horizont.
Ich würde mir wünschen, dass Programme und Stipendien wie diese besser im Schulaltag publik gemacht werden würde, da sicherlich das allgemeine Interesse viel größer ist, als von den Verantwortlichen gedacht wird."
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