Nachdem Ute Scharrerr schon alles geschrieben hat, ergänzen wir Ihren tollen Artikel nur mit ein paar Fotos, Videos und Links.
UNTERKRUMBACH - „Und hier kommt er - der Streiter für das Gute, Schöne, Wahre!“ - lang hat Ute Danzer von den Möbelmachern davon geträumt, ihren Lieblingsliteraturkritiker Denis Scheck mit denselben Worten zu begrüßen, zu denen er auch in seiner Fernsehsendung „Druckfrisch“ ins Bild tritt. Nun ist es so weit und viele Gäste der Auftaktveranstaltung zum 25. Jubiläum der Möbelmacher aus Unterkrumbach stimmen im Chor mit ein.
Erstaunlich, wie viele Hersbrucker zu fast mitternächtlicher Stunde das Fernsehgerät einschalten, um jemanden über Bücher und mit Autoren reden zu hören und zu sehen. Gut verständlich allerdings, wenn jemand so gescheit und dabei stets mit dem Schalk im Nacken über Literatur parliert und doch, wo nötig, unerschrocken die verbale Axt ansetzt. Wenn Denis Scheck ein Buch für wenig lesenswert hält, dann sagt er das auch, ob es sich nun um einen weiteren Auswurf der Bestsellerlisten oder das jüngste Werk eines renommierten Autors handelt. Er selbst unterwirft sich der Lesearbeit allemal: ein Buch, das er bespricht, hat er nach der sich selbst auferlegten Maxime auch von der ersten bis zur letzten Seite gelesen.
Das macht ihn, wie Co-Veranstalter Martin Lösch von der gleichnamigen Buchhandlung in seiner Begrüßung anmerkt, zu einem geeigneten „Lotsen im Tsunami der halbwerten Bucherscheinungen“. Ein Lotse mit hohem Unterhaltungswert, wie die Zuschauer in der Möbelfertigungshalle in Unterkrumbach von Schecks erstem Satz an feststellen können. „Ist es schon soweit mit mir gekommen?“, sei er zurückgeprallt, als er die Einladung zu einer Lesung im Möbelhaus erhalten habe. Das sei schließlich auf der Abstiegsleiter abgehalfterter Entertainer eine der alleruntersten Sprossen. Ein Blick auf die Webseite der fränkischen Nachhaltigkeitsapostel habe ihn ziemlich rasch eines Besseren belehrt und so dreht er auch mitten in der anfänglichen Fragestunde Spieß und Mikrophon um und nimmt Herwig Danzer ins Verhör, um offenzulegen, dass sich die Studiengänge der beiden fast bis aufs Haar gleichen.
Doch selbstverständlich werden an diesem Abend auch Bücher besprochen und zwar gleich zu Anfang ein paar, von denen sich fernzuhalten die beste Empfehlung ist. „Besuch bei prominenten Hunden“ ist so ein Exemplar. Scheck hebt den bebilderten Band in die Höhe, aufgeschlagen auf der Seite der „Familie Christian Wu..ff“. „Eigentlich gibt es nur wenige prominente Hunde, etwa Lassie oder Rin Tin Tin“, so Scheck. „Besuch bei den Hunden Prominenter“ wäre wohl richtiger und damit setzt er die Zuhörer auf die Fährte zu seiner großen Leidenschaft: nicht nur der korrekten, sondern der guten Sprache. Sprache sei eine Waffe, die scharf geschliffen und gut gepflegt werden wolle.
Zur Veranschaulichung dieser Worte begibt sich Scheck mit seinen Zuhörern auf eine Rückwärtsreise an den zehn meistverkauften Büchern seit Gutenbergs weltbewegender Erfindung entlang - ausgenommen religiöse Schriften und Bücher „von oder über Helmut Schmidt“. Auf Platz zehn befindet sich Coelhos „Der Alchimist“. Laut Scheck lässt sich dieses Bändchen mit der letzten Silbe des Titels auch famos zusammenfassen. Hochverdiente sieben Zähler weiter vorn in der Langzeitbestsellerliste taucht Saint-Exupérys „Der kleine Prinz“ auf, das „Gegengift zu Coelhos Geschwurbel“.
Denis Scheck serviert seinem Publikum mit leichter Hand und profundem Wissen kleine Amuse-Bouches aus neuer und alter Literatur und macht ihnen den Mund wässrig auf das, was für ihn das Leben reich macht, womit er den Tag beginnt und auch beendet: lesen. Für diese Leistung hat er den Deutschen Fernsehpreis erhalten, doch von Allüre keine Spur: vollkommen ungenant bekennt er sich zu seiner Vorliebe für von Erika Fuchs übersetzte Donald Duck-Comics oder schüttelt für ein junges Mädchen, das in den vorangegangenen Ausführungen nur die Werke der Kinderliteratur wieder erkannt hat, eine Leseliste mit fesselnder Lektüre aus dem Handgelenk. „Schließlich“, so Denis Scheck im Gespräch mit Herwig Danzer, „tun wir ja doch beide dasselbe: wir arbeiten am Brett vorm Kopf- jeder auf seine Weise!“
Noch um ein sinnliches Erlebnis reicher wird der festliche Abend durch die herrlich entspannten und entspannenden Jazzstandards von „The Lady and the Tramps“ .Ebenso leckere Kost dürfte das von Denis Scheck und Eva Gritzmann gemeinsam verfasste Buch „Sie und Er: Der kleine Unterschied beim Essen und Trinken“ bieten. Die Buchhandlung Lösch hält es mit den von Scheck empfohlenen Romanen. (Ute Scharrer)
Bilder und Videos zum Möbelmacher-Jubiläum unter: die-moebelmacher.de/25
++++++++++++++++
Alle Gäste waren von Denis Scheck begeistert, aber auch andersrum: Denis Scheck war vom Publikum und seinen vielen Fragen schwer beeindruckt. Sein Scheck-Russel Hund Stubbs eher von unserem Kater Felix.
Begrüßung der Gäste durch herwig Danzer und Martin Lösch und das Üben mit dem Publikum (14 min)
Ankündigung von Denis Scheck durch Ute Danzer (4 min)
herwig Danzer interviewt Denis Scheck und andersrum (21 min)
Letzte Kommentare