Alles zum Thema Nachhaltigkeit mit dem besonderen Interesse für das Einrichten mit Küchen und Möbeln aus dem Holz der Hersbrucker Alb und allem was zur Lebensqualität des Wohnens dazu gehört. Die Möbelmacher aus Unterkrumbach bei Hersbruck wollen mit dem Dialog in diesem Weblog von Kunden, Freunden und Fremden lernen und das Bewusstsein für regionale Wirtschaftskreisläufe und verantwortliches Handeln stärken.
Die Zusammenarbeit des Dehnberger Hof Theaters mit den
Möbelmachern ist eine Geschichte von Freundschaften. Viola Riedelbauch ist eine
Schulfreundin von herwig Danzer, der im Jahr 1988 zusammen mit seinem Kompagnon
Gunther Münzenberg die Möbelmacher als ökologische Schreinerei in Hersbruck gründete.
Im Jahr 1997 errichteten sie ihr neues Firmengebäude in
Unterkrumbach neben Hersbruck und es gelang ihnen, die gesamte Fertigung auf das Holz der Region umzustellen. Meist verwirklichen sie dort Küchen,
Schlaf- und Wohnzimmer, aber auch mal Büros, Hotels oder die Bühnenverkleidung
im Dehnberger Hof Theater (Bild 1). Im Frühjahr 2000 schlug Wolfgang Riedelbauch herwig
Danzer als Vorstandsmitglied des Theatervereins vor, nicht zuletzt um das regionale
Netzwerk der Möbelmacher zu nutzen:
vom 1998 in Unterkrumbach entstandenen „Tag
der Regionen,“ über gemeinsame Auftritte auf der Consumenta oder die Kochshows
mit dem Bayerischen Fernsehen, welche die Gastronomie in Dehnberg mit „Heimat
aufm Teller“ in Verbindung brachten – es war stets eine fruchtbare und
vertrauensvolle Zusammenarbeit.
„Heimat UNTER dem Teller“ können Theatergäste seit
einigen Monaten im Aquarium an den samtweichen Holzoberflächen der Tische aus
heimischen Ahorn fühlen.
Auch kommunikativ ist das Theater mit den Einrichtern eng verbunden:
im Programmheft liest man von den Möbelmachern, im Jahrbuch der Möbelmacher
oder auf der Homepage und im Nachhaltigkeitsblog findet man immer Nachrichten
vom Theater – auch von den Jubiläen.
Jubiläumstage der Möbelmacher
Die Jubiläumstage zum 25-jährigen sind vom 14. bis zum 16.
Juni und bedeuten drei Tage der total offenen Tür in Ausstellung und Werkstatt
und einfachen Jubiläumsmöbeln, die speziell für die immer öfter nachfragenden
Kinder von Kunden entworfen wurden. Für den Freitag Abend hat Ute Danzer den faszinierenden
Literaturkritiker Denis Scheck der ARD-Sendung „Druckfrisch“ engagiert, am
Samstag Abend berichtet der Abenteurer Holger Heuber von Expeditionen und der
gemeinsamen extremsportlichen Vergangenheit mit den Möbelmachern. Am Sonntag
Nachmittag spielt das Collegium Musicum Hersbruck Donizetti, Händel, Mozart und
Haydn. Das Orchester unter der Leitung von Susanne Pflaumer hat mit den
Möbelmachern im Jahr 1997 die Idee der Unterkrumbacher Werkstatt-Tage und der
kommentierten Konzerte entwickelt, dieses Konzert wird der krönende Abschluss
der Jubiläumstage.
Endlich ein Seelenwärmer in Form von eineinhalb Stunden Sonnenschein! Es ist 10 Uhr. Auf der Hochebene
bei Heuchling pfeift der Wind. Wir lassen Bürtel aus und zweigen gleich bei der ersten Gelegenheit rechts ab, den Hecken entlang und rein
in den schützenden Wald. Es ist gut zu gehen, der Schnee gefroren, ja, aber nicht eisig. Stille ringsum. Wir haben den ganzen Winter lang kein Wild
gesehen: Rehe, Hasen, Fuchs blieben versteckt, und wir vermissen sie. Die Anhöhe ist erreicht, ein Blick zurück lässt uns die vielen Täler und Höhen im Osten
erahnen. Vor dem Anger angelangt gibt es noch ein frugales Picknick, vom letzten Sonnenstrahl begleitet und in unmittelbarer Nähe eines perfekt in
den Stamm einge - passten Nistkastens. Jedesmal wenn ich beim Heuchlinger Anger ankomme begeistert mich der Baum auf der Ostseite. Er ist hoch,
seine unteren Äste haben Wellenform, er streckt sich gegen den Himmel, er steht seit Ewigkeiten hier und wird es wohl weiterhin tun. Die jedes Jahr sehnlichst erwarteten Kuhschellen brauchen noch einige Wochen bis zur Blüte. Unser Weg führt an den
Angerweiden vorbei. Ein leuchtendes Rot vom gepflügten Acker am Waldrand macht uns neugierig. Die Erklärung kommt vom Fachmann Rainer Wölfel,
Naturschutz Zentrum Wenglein Park: "Hier wurde wohl eine Tonschicht angerissen. Die rote Farbe kommt vom hohen Eisengehalt, auch die leichte
Ockerfarbe ist ein Gemisch von Eisen, Kalk und Quarz. Im Bereich der Hüll wurde früher auch Ocker abgebaut." Zurück zum Anger: Ich habe im Oktober 2007 einen damals noch
aktiven Baum fotografiert und bin nun neugierig, ob es ihn noch gibt. Hier die Gegenüberstellung: vor fünfeinhalb Jahren trug er noch Äste, nun ist er wohl am Ende seines aktiven Baumlebens angekommen.
gerne veröffentlichen wir hier die Einladungsmail von Eckhard Kierski und dem ensemble Kontraste:
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit nahezu dem gesamten Repertoire an verschiedenen Formaten, das unsere Reihe KONTRASTE - KLASSIK IN DER TAFELHALLE aufzubieten hat, starten wir zusammen mit dem ensemble KONTRASTE in den kalendarischen Frühling.
Geht denn PHILHARMONIE IN DER TAFELHALLE? Aber sicher, sagt das ensemble KONTRASTE gleichermaßen wie Lutz Köhler, der am 22. März Geniestücke von Mozart und Schönberg dirigiert und der übrigens bereits u. a. für das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin, die Radiosinfonieorchester in Frankfurt am Main und Saarbrücken, die Hamburger Symphoniker oder das Orchester der Royal Academy of Music and Drama in Glasgow die musikalische Leitung übernahm.
Der geplante Liederabend mit Heidi Meier und Stefan Danhof muss in die nächste Spielzeit verlegt werden. Auf einen LIEDERABEND verzichten wir dennoch nicht: Mit Musik von Strauss, Schuhmann, Poulenc und Dallapiccola werden stattdessen die jungen Kölner Solisten Marie Heeschen (Sopran) und Christoph Schnackerts (Klavier) aufwarten.
TULEMOND UND MONDAMIN, ein Musiktheater, in welchem Vokalartistin (Nürnberger Zeitung) Salome Kammer Schönberg zu liederlicher Malerei singt, versteht sich als malerisch-musikalisches Abenteuer. Joachim Torbahn erfindet/malt zu jeder Szene von Schönbergs Brettl-Liedern oder dem Pierrot Lunaire neue Bilder und projiziert sie auf eine große Leinwand. Eine Koproduktion von ensemble KONTRASTE, Thalias Kompagnons und Tafelhalle.
SO 14./APR LIEDERABEND 20:00 UHR Mit Musik von Robert Schumann, Richard Strauss, Francis Poulenc und Luigi Dallapiccola GESANG Marie Heeschen (Sopran) / KLAVIER Christoph Schnackertz
Mit 16
Jahren haute sie das erste Mal von Zuhause ab. Und natürlich kam sie zurück.
Immer wieder. Doch seit dieser Zeit weiß Anne Haigis, dass der Wunsch, ja die
Sehnsucht nach der weiten Ferne unauslöschlich in ihr Innerstes gebrannt ist.
2011 begibt sich Anne Haigis mit ihrer neuen CD und dem Programm
„wanderlust“ erneut auf eine Reise. Und wer die Sängerin kennt, weiß, dass
dieser musikalische Trip aus leidenschaftlichen Rocksongs und feinfühligen
Blues-Balladen ein neuer Anlauf ist, die Wunden des Fernwehs zu stillen.
Anne Haigis: „Von Liedern, die mich zutiefst berühren, kann ich mich nur
befreien, wenn ich sie selbst singe.“
Anne Haigis, die unter anderem mit
Wolfgang Dauner, Eric Burdon, Melissa Etheridge oder den Harlem Gospel Singers
auf der Bühne stand, fasziniert mit ihrer Leidenschaft Blueskenner, Romantiker
und Nostalgiker gleichermaßen.
Und es ist ja gerade diese fast schon
hemmungslos offene Darbietung der Lieder, für die die Interpretin geliebt wird,
die in ihrem neuen Programm dem Regen entflieht, dicke Tennessee -Tränen weint
und Papierflieger steigen lässt, aber auch die von ihren Fans liebgewonnenen
Songs früherer Zeiten wieder aufleben lässt.
Was soll man auch machen,
als Vollblutmusikern mit dem unüberwindlichen Drang zu reisen, zu spielen und zu
singen? Das ist ihr Leben. Ein Leben für die Musik und für ihre Fans. Und
wer so wie Anne Haigis enge Räume nicht akzeptiert, der schafft auf der Bühne
Platz für Gefühle jeder Art, Ängste, Hoffnungen und vor allem für
traumwandlerische Improvisationen mit ihrem kongenialen Partner Jan Laacks.
Dieser webt mit seinem Instrument zu allen Songs einen kompakten
Klangteppich und shuffelt, bottle-necked und rockt wanderlustvoll über alle
Grenzen hinweg.
Zwei Gitarren, eine Stimme wie reifer Whiskey und die
Reise kann beginnen.
Bereits nach wenigen Akkorden vergessen die
Konzertbesucher, ob sie sich nun in den Südstaaten befinden, oder in Texas oder
in...
Oftmals ist es eben einfach nur befreiend, die Augen zu schließen
und sich von den Klängen der Musik treiben zu lassen. Egal wohin. Aber auf jeden
Fall mit Anne Haigis.
Unser Geschäftspartner und Freund Robert Lindner ist ein persönlicher und enger Freund von Gustl Mollath, über dessen Festhalten in die
Psychiatrie wir im Nachhaltigkeitsblog schon im Januar 2012 bestürzt berichteten, weil alle objektiven Information samt belegender Dokumente auf der Homepage der unterstützenden Freunde für jeden interessierten Menschen nachlesbar sind. Seitdem ist viel passiert, was wir hier nicht wiederholen müssen, hier geht es um den gerade vergebenen Journalistenpreis, zu dem wir Olaf Przybilla und Uwe Ritzer herzlich gratulieren:
"Mit dem “Wächterpreis der Tagespresse” werden seit 1969
jährlich couragierte Reporter ausgezeichnet die ohne Rücksicht auf Namen
und
bestehende Verhältnisse Missstände schonungslos aufdecken. In diesem Jahr (Verleihung am 3. Mai 2013, dem “Tag der Pressefreiheit”) geht der "Wächterpreis der Tagespresse an die Journalisten Olaf Przybilla und Uwe Ritzer (Süddeutsche Zeitung), für ihre Artikelserie über den Fall Gustl Mollath. "
Wichtig: die beiden Journalisten der SZ haben ihren Preis für ihre Recherchen und Veröffentlichungen im Fall Mollath, der seit 7 Jahren in der Psychiatrie von Bayreuth festgehalten wird, mit aufwändiger Recherche verdient und es gibt sicher niemand, der ihn ihnen nicht gönnen würde. Und trotzdem sehen Insider aus der Unterstützergruppe von Gustl Mollath den Preis mit einem lachenden und einem weinenden Auge, weil der Mann, der wichtige Vorarbeit leistete und nach wie vor in den Fall involviert ist, unerwähnt bleibt. Die Artikel von Michael Kasperowitsch erschienen schon zu einer Zeit in den Nürnberger Nachrichten, als Gustl Mollath noch niemand kannte, weil er dort auch nur Ferdl G. genannt werden durfte. Leider wurden die Artikel des Journalisten Kasperowitsch, den wir noch von seiner Zeit bei der Hersbrucker Zeitung her kennen und schätzen, nie im Netz veröffentlicht und waren nur dank der Abtipparbeit des Freundeskreises auf der Unterstützerseite zu finden.
Dass diese Artikel nicht im Netz zu finden waren, wurde
von der NN zunächst mit der Online-Strategie der Nürnberger Nachrichten begründet. Die
gedruckte Zeitung soll demnach nicht kannibalisiert werden, indem allzu viele
eigene Artikel kostenlos ins Netz gestellt werden. Außerdem berief man sich auf
die Aktualität. Deswegen wurden lieber, allgemein verfügbare Agenturtexte zum
Fall Mollath auf die Seiten von Nordbayern.de gestellt. Die eigenen Beiträge von
Michael Kasperowitsch blieben hingegen nur den Abonnenten zugänglich.
Wir wissen nicht, warum sich die Nürnberger Nachrichten an welcher Stelle mit dem Fall so schwer tun, wir wollen nur von unserer Seite festhalten, dass wir großen Respekt vor Michaels Arbeit haben und diesen im Nachhaltigkeitsblog zum Ausdruck bringen. In diesem Zusammenhang muss auch die Berichterstattung von Monika Anthes, Eric Beres und Erwin Kohla (alle SWR) gelobt werden, denn Report Mainz schaffte es mit seinem Fernsehbeitrag das erste Mal am 13.12.2011 eine große Öffentlichkeit zu sensibilisieren.
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Das wichtigste Dokumentation zum Fall ist die akribisch aktualisierte Website des Unterstützerkreises www.gustl-for-help.de
Biographie von Michael Kasperowitsch im NürnbergWiki
Rückenschulleiterin Ute Danzer von den Möbelmachern
„Das sicherste Mittel, die Gesundheit zu ruinieren, ist ein krankes Bett“ sagte schon Paracelsus. Immerhin verbringt jeder Mensch durchschnittlich 75.000 Stunden im Bett – da macht es schon Sinn, sich mit den Materialien und der Ergonomie des Schlafplatzes zu beschäftigen. Therapeuten und Rückenschullehrer bestätigen seit vielen Jahren die regenerierende Wirkung der biologischen Schlafsysteme von ProNatura auf Wirbelsäule und Bandscheiben.
Die Möbel selbst werden häufig eher nach optischen Kriterien ausgewählt, aber auch hier haben wissenschaftliche Raumluftmessungen ergeben, dass die postiven Auswirkungen von geöltem Massivholz auf das Raumklima von keinem anderen Material erreicht werden. Auch beim dazugehörigen Bettinnenleben - sprich Matratze oder besser dem Schlafsystem - ist dem Kunden nur selten die Tragweite seiner Entscheidung für seine Gesundheit bewusst.
Es ist nachgewiesen, dass die Gesundheit zu 90% von der Qualität des Schlafes abhängt. Die Ergebnisse dieser Studie spiegeln sich in der Volkskrankheit Nummer Eins – den Rückenschmerzen! Zwar "schluckt" eine gesunde Wirbelsäule selbst größte körperliche Anstrengungen im Beruf – vorausgesetzt sie bekommt die nächtliche Regenerationsphase in einem körpergerechten Bett zugestanden. Um so wichtiger ist es, einige Tipps für rückengerechtes Verhalten im Alltag zu beachten:
· Nutzen Sie alle Bewegungsmöglichkeiten, z.B. Treppe statt Aufzug · Korrigieren Sie Ihre Haltung – Halten sie sich im Lot · Sitzen Sie dynamisch und wechseln Sie so oft wie möglich ihre Haltung · Vermeinden sie beim Heben einen gekrümmten Rücken, gehen Sie in die Hocke · verteilen sie Gewichte sinnvoll, zum Beispiel mit zwei Einkaufstaschen · Gönnen sie sich Entspannungsphasen – entlasten sie ihren Rücken · Trainiere Sie Ihre Muskeln und treiben sie regelmäßig Sport · Gestalten Sie ihre Umgebung möglichst rückenfreundlich
Wer diese Regeln tagsüber beachtet und seinem Rücken nachts ein ergonomisches und natürliches Umfeld bietet, wird mit erholsamen Schlaf belohnt.
Wir belohnen Sie vom 15.03.-15.04.2013 mit einem EPO-Kissen gratis zu jeder ProNatura-Schlaflösung.
Die Mode der Fünziger Jahre ist hier nicht gemeint, aber das neue Aussehen der jungen Bäume am 3. März ist doch sehr überraschend. Obststämmchen in Stroh eingepackt sehen ein wenig aus wie japanische Samurai, der Anblick überrascht und bedarf einer Erklärung. Es handelt sich um einen Sonnenschutz - ja, stimmt Sonnenschutz! - damit der Frostschutz der Baumstämmchen bei einer vorfrühlingshaften Sonnenbestrahlung nicht zu sehr erwärmt wird. Die entstehenden Spannungen könnten die Rinde resp. Borke aufreissen.
Mein Patenbäumchen steht ganz oben auf der Wiese nahe beim Wald. Ich gehe auf dem Weg dem Bächlein entlang waldwärts und finde mein Bäumchen als Baum wieder, der Apfelbaum Pomme api étoilée (Sternapfelbaum) wird erwachsen. Ob er wohl schon in diesem Jahr blühen wird? Zuerst soll sich zu einem kräftigen Baum entwickeln sagt Ottmar Fischer, damit er uns später schöne und gute Äpfel beschert!
Nahe beim Feldweg, der zur Info-Scheune der Streuobstinitiative Hersbrucker Alb führt, hängt ein stabiler, grosser Kasten. Er hat zwei Einflugslöcher und passt einfach nicht meine Vorstellung von einem Vogelnistkasten. Ich gebe zu, ich habe keine Ahnung, was da drin wohnen wird. Rückfrage bei Ottmar Fischer. Antwort: "Oh, das ist doch ein Hornissenkasten. Der war schon letztes Jahr besetzt!" -
Der blaue Himmel ist plötzlich bedeckt, die Pegnitzaue liegt still und stumm. Der sonnige Morgen ist vorbei!
Aber ab Mai schaue ich beim Hornissenkasten vorbei. Er hängt vertrauenserweckend hoch!
Ich erkläre mich für den objektiven Bericht über das Buch als befangen, weil ich Christian Schüle schon im Jahr 2006 kennen lernen durfte, als er für sein dossier in der DIE ZEIT "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" auch in Hersbruck recherchierte.
Schon damals waren wir von seinem Wissen, seiner Genauigkeit und seiner Ernsthaftigkeit bei allen Themen so fasziniert, dass wir ihn spontan zu einer Lesung aus seinem Buch "Die Deutschlandvermessung" eingeladen haben.
Die Deutschlandvermessung in Unterkrumbach
Auch diese Veranstaltung war beeindruckend, allerdings muss ich zugeben, dass ich mir mit Roland Zimmermann vom Bayerischen Rundfunk Verstärkung holte, weil ich mir das Thema der Deutschlandvermessung auch auf die Bedürfnisse der Cittaslow Hersbruck heruntergebrochen und in manchen Passagen auch "übersetzt" wünschte. Was Moderator Roland und Christian dann gemeinsam ausgesprochen verständlich und sogar unterhaltsam gelang (was Anselm Stieber damals im Nachhaltigkeitsblog so beschrieb).
"Hinter seinen tiefgründigen, teils spitzzüngigen, immer
plastischen, um Genauigkeit bemühten Formulierungen verbirgt sich eine Zustandsanalyse unserer Gesellschaft
aus dem Erfahrungsbereich eines Mitdreißigers."
Das Ende unserer Tage
Am letzten Samstag bringt Ute endlich - es erschien schon im Februar 2012 - seinen Roman "Das Ende unserer Tage" aus der Buchhandlung und irgendwie habe ich dank einer Terminabsage (leider) schon um 14:30 im Garten bei traumhaften Wetter mit dem Lesen beginnen können, und war um 1:30 nachts mit den 460 Seiten fertig.
"In der ehemals reichen Kaufmannsmetropole Hamburg werden Kirchen in
Eventagenturen umgebaut. Die legendäre Kammfabrik im Süden Hamburgs wird
von chinesischen Investoren übernommen und von Bürokraten abgewickelt.
Skrupellose Manager des Verfalls frönen ihrer Überspanntheit in elitären
Salons, vereinsamte Individualisten suchen nach Sinn und Wert.
Christian Schüle erzählt die Geschichte zweier Männer, die in dieser
Welt treiben und von ihr getrieben werden: Charlie Spengler, ein
gefeuerter Fabrikdirektor, der zur Gallionsfigur einer Arbeiterrebellion
wird. Und JanPhilipp Hertz, ein Jungunternehmer, der auf den
Stoßwellen des Umbruchs dem allgemeinen Verhängnis seiner Stadt
entgegensurft."
Das Buch in nicht ganz leicht zu lesen (auch wenn ich es verschlungen habe), aber es ist von der ersten bis zur letzten Zeile Christian Schüle, so wie wir ihn kennen lernen durften. Deswegen auch diese lange Vorgeschichte über den Zeitartikel mit der Lesung bei uns und die Befangenheit.
Schlechte Kritik in der FAZ
Wer ihn erlebt hat, erkennt schnell, dass der Verriss in der FAZ von Christian Metz unberechtigt ist. Metz phantasiert von einem "neuen Romanstil", der "Event-Literatur" und bezeichnet Schüles arbeitsreiches Gesamtwerk als "perfekte Schreib- und Veröffentlichungsökonomie," verkennt dabei aber völlig, dass sich nicht die letzten paar Veröffentlichungen, sondern eigentlich sein ganzes Schreiben - spätestens seit den "Ichlingen" in der Deutschlandvermessung - mit Moralfragen auseinandersetzt und das auf höchsten Niveau. Da ist der abgeschwächte Weltuntergang im Roman nur eine logische Weiterführung dieser Gedanken und eben kein effektheischendes Kalkül.
Metz beweist schon ein bisschen bösen Willen, wenn er schreibt: "Ja, buchstäblich prophezeit hat er das Ende zwar nicht, aber mit ein
bisschen gutem Willen ließ es sich da hineingeheimnissen."
Im Gegenteil, ich habe Christians Sprache und deren teilweise satirische Überzeichnung in den Dialogen freudig wiedererkannt und so kann ich mich nur wundern, wenn Metz behauptet: "Ihr (das der Protagonisten Anm. d. Red.) dümmliches,
pseudophilosophisches Motivations- und Investmentgeplapper aber nimmt im
Roman einen viel zu großen Raum ein." Im Gegenteil, diese Sprache wird im hier und jetzt nicht mehr selten gesprochen, sie fällt nur leider immer weniger auf. Besonders spannend finde ich die Personalisierung, naja, eher Animalisierung der Schuld, Schüle steckt sie in einen Käfig: Die ausgestopfte rotäugige, marderartige Kreatur wechselt von Mai bis Oktober 13 Mal seinen Besitzer:
"In seiner Gegenwart (der Kreatur in dem Käfig Anm. d. Red.) begannen Versicherungsagenten ihren gewaltbereiten Charakter anzuklagen; Anwälte offenbarten Hassgefühle, Bankvorstände Geltungssucht; Kaufleute gestanden Korruptheit, Unternehmer Menschenverachtung, Journalisten gaben Defätismus zu, Ärzte und Immobilienmakler bekannten sich zu sadistischen Neigungen, Werber kämpften mit grassierender Misanthropie."
Ganz durchschaut habe ich auch nicht das ständige Umbringen von Fahrradkurieren, die sich wohl als Metapher für Freiheit, als Anarchisten, als Outlaws der Stadtstraßen den Hass der Gesellschaft und einzelner Mörder zuzogen. Aber vielleicht ist das in Hamburg - Schüles Wohnort - ja wirklich so, da kann der Unterkrumbacher dann nur staunen.
Der Autor Christian Schüle, 41, entwickelt in seinem Romandebüt "Das
Ende unserer Tage" ein abendländisches Untergangsszenario. Halb Hamburg
ist in chinesischer Unternehmerhand: ehemals traditionelle
Handelshäusern sind zu internationalen "Companies" mutiert -
Gewinnmaximierung unter allen Umständen. Im Club "China White" treffen
sich die Reichen und Schönen der Stadt und geben sich ihrer blinden
Leidenschaft für alles Asiatische hin. Sie trinken Mai Thai, lassen sich
hinter den Ohren massieren und fädeln nebenher die nächsten großen
Deals ein. In der "Revitalistischen Gesellschaft", einem Think Tank im
Stadtviertel St. Georg, tauschen sich Manager darüber aus, wie sie die
Menschen zu noch größerer Selbststeigerung antreiben können.
All
diese Titel und Aufgaben sind nur schwer zu verstehen und machen die
Lektüre bisweilen sperrig, aber sie gehören zur ästhetischen Strategie
dieses Romans, denn sie evozieren ein diffuses Gefühl für die Absurdität
dieser Seelenfänger-Marktwirtschaft.
Mit "Das Ende unsere Tage" ist Christian Schüle ein
überzeugend-überzeichnetes Gesellschaftsporträt gelungen. Er nähert sich
den dekadenten Machenschaften der Wirtschaftsmacher, stellt sie aber
nicht als Alleinschuldige dar: Hinter den gefühlskalten Fassaden zeigt
Schüle ihre Nöte, ihre Suche nach Orientierung, nach Menschennähe.
Noch anschaulicher ist die Buchbesprechung von Denis Scheck im NDR (der kommt zu uns übrigens am 14. Juni nach Unterkrumbach, rechtzeitig Karten sichern, denn hier
schließt sich dann der Kreis).
"Am Ende formiert Charly Spengler von der Kammfabrik die Massen hinter
sich. Harburg wird zur Trutzburg: Hier wird gestreikt, der Stadtteil
vermüllt. Ein Marsch über die Elbe soll es richten. Ein Kampf für die
gute, alte Zeit, eine neue Menschlichkeit. Dabei ist es unerträglich
heiß - bis der große Regen kommt und eine Stadt unter Wasser steht. Ein
großes Ende für einen großen, empfehlenswerten Roman."
Ich kann also allen Menschen empfehlen - besonders denen, die die Cittaslow-Veranstaltung mit Christian Schüle in Unterkrumbach miterlebt haben - sich mit diesem Buch auseinander zu setzen, denn auch hier geht es um genau jene Entwicklungen, gegen die eine Cittaslow (eine Stadt in der Vereinigung der lebenswerten Städte) Stellung bezieht. Trends, die sie am liebsten umkehren möchte, oder wenigstens im eigenen Umfeld eine Alternative bieten. Das Buch liefert mit seinem ebenso gnadenlosen wie leider nicht realitätsfernen Zukunftsszenario einen Grund mehr, warum das Nachdenken über Entschleunigung kein Fehler sein muss.
Also bitte kaufen, aber nicht bei Amazon, sondern in der Buchhandlung in Ihrer Nähe!
Leider gibt es in Hersbruck nicht sehr häufig frische Miesmuscheln und wenn, dann muss man die Gelegenheit beim Schopf bzw. Bart ergreifen. Miesmuschel ist ein doofer Name für so eine Delikatesse, aber es klingt immerhin noch besser als das italienische Wort "Cozza" dafür. Viele unserer Küchen- bzw. Dampfgarerkunden haben noch das alte Kochbuch zum Druckdampfgarer, das leider völlig ungeeignet ist, die Muscheln mit Geschmack zu garen. Denn damals wurde unverständlicherweise empfohlen, sie im gelochten Garbehälter nur im Dampf über dem Gemüsesud zu garen, was zwar gut funktioniert, sie aber ziemlich geschmacksneutral am Teller erscheinen lässt.
Deswegen der kurze Tipp:
Was Sie an Gemüse dazu mögen (wie z.B. Sellerie, Karotten, Zwiebeln, einige Knoblauchzehen, Petersilienwurzel, Chilischote(die Schärfre ist genial!)), Lorbeerblätter, Wacholderbeeren, Salz, Pfeffer und guten Weißwein nicht zu knapp mit Wasser in einen großen, geschlossenen (ungelochten) Garbehälter packen und im Druckdampfgarer 7 Minuten bei 120 Grad vorgaren, bei 100 Grad sollten es wohl besser 20 Minuten sein.
Danach die Muscheln in den Sud dazugeben und sie darin bei 100 Grad 10 Minuten garen. Dann haben die Muscheln den Geschmack des Suds (Sudes?) aufgenommen und schmecken garköstlich zum Beispiel mit Knoblauchbrot und dem gleichen Wein.
Wenn Sie jahrelang unbenutzte
Kleidungsstücke im Schrank hängen haben, ist es Zeit für eine
Veränderung! Mit etwas Mut, wenig Arbeit und geringen Kosten können
Sie aus diesen neue modische Kreationen entstehen lassen. Die
Universalkünstlerin Miriam Ärmänen lädt zur Auftaktveranstaltung „Jacke wie Hose“
ein und stellt ihre eigene Recycling-Mode vor. Daran anschließend
erhalten Sie in weiteren workshops wertvolle Tipps und fachliche
Unterstützung für kreative Umgestaltungen!
Irgendwie kam mir der Untertitel des Films "Speed" bekannt vor, denn "Auf der Suche nach der verlorenen Zeit" war der Zeitredakteur und Buchautor Christian Schüle bei uns schon im Jahr 2006 (er las in der Folge sogar in Unterkrumbach aus seinem Buch "Deutschlandvermessung"). Sein gleichnamiges Zeit-Dossier in der Ausgabe 1/2007 begann ebenso tragisch wie das Buch "Speed" zum Film von Florian Opitz (den Film habe ich leider noch nicht gesehen, werde das aber nachholen):
"Natürlich war ich in diesem Jahr wieder nicht mit meinem Neffen im
Kino. Ein einziger Abend war versprochen, Film egal, ein Abend von
dreihundertfünfundsechzig Abenden.Du hast ja nie Zeit, sagt der kleine
Mann am Telefon.
Wenigstens zu ihrem Geburtstag wollte ich meine Mutter
zu Hause besuchen. War klar, sagt sie, dass dus nicht schaffst. Ein Jahr
kann auf irrsinnige Weise kurz sein, sage ich. Bitter darauf ihr
Schweigen.
Für 2006 hatte ich mir vorgenommen, mindestens zehnmal in
Theater und Oper zu gehen. Immer kam etwas dazwischen, von dem ich nicht
wusste, ob es wichtiger oder nur bequemer war.
Vier Wochen wollte ich
durch Südamerika reisen ... .Weiter als bis Griechenland kam ich nicht, eineinhalb
Wochen, zwischen zwei unaufschiebbare Projekte gequetscht, mit Laptop
und einem Berg Arbeit.
Sport, jeden Mittwoch zwei Stunden Tennis, am Wochenende Rad
fahren, das war das große Vorhaben. Wo der Schläger ist, weiß ich bis
heute nicht - Rad gefahren bin ich einmal.
Ich bin erschöpft und in meiner
Erschöpftheit zugleich hyperaktiv. ... Ich bin nicht
imstande, zu sagen, womit genau ich meine Zeit verbrauche. Ich stelle nur
fest, dass ich nie genügend habe. Ich bin ein
typischer Vertreter der dauererregten Leistungsgesellschaft in
permanenter Zeitnot.
Als ich erkannte, dass auch ich zu denjenigen
gehöre, in deren aktivem Wortschatz das wunderbare Wort Muße nicht
vorkommt, machte ich mich auf die Suche nach der verlorenen Zeit. Ich
reiste nach München, Zürich, Luzern, Sursee, Hersbruck und Frankfurt und traf Menschen, die die Zeit wiedergefunden haben."
(Das Zeit-Dossier, in dem auch die Cittaslow Hersbruck und die Möbelmacher vorkommen, ist hier nachzulesen.)
Filmemacher Florian Opitz formuliert das gleiche Thema im aktuellen Buch zum Film "Speed" sieben Jahre später so:
"Ich habe eine tolle Freundin und inzwischen auch ein Kind, Anton. Also eigentlich alles super. Eigentlich.
Doch irgendwie habe ich in den letzten Jahre gemerkt, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich habe keine Zeit. So sehr ich mich auch anstrenge - ich habe immer viel zu wenig Zeit für das, was ich mir vornehme.
... Endlich mal wieder ausgehen, Zeit mit Freunden und Familie verbringen, ins Kino oder zu Konzerten gehen. Doch dann dauert es nicht lange und meine Pläne zerplatzen wie Seifenblasen.
Und ich hetzte genauso atemlos durchs Leben wie zuvor. ... Seit Jahren schon will ich mit Freundin Caro mehrere Monate durch Lateinamerika reisen. Chile, Bolivien, bis rauf nach Nicaragua, das war der Plan. Weiter als in die Toscana haben wir es bisher allerdings nicht geschafft.
Eine Woche Kurzurlaub aber auch nur mit Handy Laptop und einer Menge Arbeit.... Rennradfahren, Klettern und mal wieder auf Ausstellungen gehen. Jahr um Jahr scheitere ich an meinen guten Vorsätzen.
Florian Opitz macht sich - wie damals Christian Schüle - auf die Reise, allerdings mit den Wünschen (und Budget) eines Filmemachers, der aussagekräftige Bilder und schillernde Menschen benötigt und das offensichtlich auch fand. Auf der Suche nach seiner verlorenen Zeit hat er viele Flugmeilen Kerosin verbraten und hat sich dabei tragischerweise noch weniger um Sohn Anton kümmern können, als er eigentlich durch diese Aktion erreichen wollte. Aber wir sind ihm trotzdem dankbar dafür, dass er eine zeitgemäße Umsetzung des Themas Zeit und Entschleunigung angegangen ist, das uns nicht zuletzt bei Slow Food und Cittalsow beschäftigt.
Sektenseminar mit Zaubertricks bei Lothar Seiwert
Aber die spannende Aufgabe, ein großes (Film-)Projekt ohne unendliche Geldreserven zu stemmen, lässt sich nun mal nur schwer mit tagelangem Meditieren in der Jurte in Einklang bringen, auch wenn seine erste Station, ein Late-Night-Seminar bei Prof. Dr. Lothar Seiwert, durchaus den Eindruck erwecken sollte, das Zeitproblem wäre eine selbstgemachte Lebenslüge. Angeblich mithilfe von ein paar Ratschlägen - am Besten im Zusammenhang mit teuren Seminaren - und mit Disziplin in der Griff zu bekommen. Gekonntes Zeitmanagement, bewusste Trennung des Wichtigen vom Unwichtigen und anscheinend auch ein paar Zaubertricks ließen sich anhand der Ratgeberliteratur leicht erlernen und das wäre dann der Anfang des neuen Lebens. Bei Lesen von Opitz Seminar-Schilderung packt einen das Grauen und zieht es einem wirklich die Schuhe aus, sein nachvollziehbares Resümee: "Zeitverschwendung und Sektenveranstaltung."
Die Rolltreppe
Opitz zitiert den Soziologen und Beschleunigungsexperten Hartmut Rosa:
"Viele haben den Eindruck, sie müssten jedes Jahr ein wenig schneller laufen - und jetzt kommt das für mich Spannendste -, nicht, um irgendwo hinzugelangen, sondern um ihre Position zu halten."
Ein Gefühl, wie auf einer Rolltreppe, die nach unten fährt. Wir müssen hochstürmen, um oben zu bleiben. Und so besucht er den Psychologen und Fachmann für das Burn-Out Syndrom Dr. Bernd Sprenger, denn "jeder erfolgreiche Mensch, der was auf sich hält, muss mal Burn-Out gehabt haben." Hat Opitz offensichtlich (noch) nicht, aber Sprenger zitiert Tucholsky "Leben heißt aussuchen." Seine durchaus wertvollen Ratschläge zur geschickten Organisation von Schlaf, Bewegung und Ernährung auf der körperlichen Seite und den psychischen Faktoren wie Bindung, Selbstwertbestätigung, Orientierung und Lustbefriedigung kommentiert Opitz treffend so: "Klingt einfach. Ist es aber nicht."
Ganz nebenbei lernt er noch einen Redakteur der Süddeutschen Zeitung kennen, der ein halbes Jahr digitales Fasten übersteht und besucht Deutschlands bekanntesten Zeitforscher Professor Karlheinz Geißler, der als persönliche Lösung des Zeitproblems den Verzicht sieht.
"Wenn wir vom Zeitdruck wegkommen wollen, dann müssen wir mehr verzichten. Das ist die einzige Lösung. Darauf verzichten mehr Geld zu verdienen, oder auf Möglichkeiten des Konsumes verzichten."
Aber er sieht Verzicht nicht als lustfeindliche, quasireligiöse Aufforderung zum spartanischen Leben, sondern als Mittel zur Rückgewinnung der Lust am Leben. Er rät zu einer Balance aus Güter- und Zeitwohlstand und er plädiert für das "Enthetzen." Enthetzen hieße nichts anderes, als überflüssige Beschleunigung abzubauen (Anm.: was durchaus leichter fallen könnte, wenn man keine Verantwortung für viele andere Menschen hätte) . Gleichzeitig ist er der erste Gesprächspartner, der Opitz Zeitproblem nicht als individuelles, sondern als gesellschaftliches und vor allem politisches sieht. Also hat nicht nur Opitz eine Zeitmacke, die ganze Gesellschaft ist auf Speed. Und der Soziologe Hartmut Rosa pflichtet bei:
"Alle individuellen Entschleunigungsstrategien können da eigentlich nur scheitern. Kaum jemand sagt, dass das eine strukturelles, gesellschaftliches Problem ist. "
Die Beschleuniger
Und so kommt Opitz zum zweiten Teil des Buches, in dem er die Beschleuniger besucht. Denn die Wachstumsideologie und zu einem wesentlichen Teil die Finanzmärkte, aber vor allem der wirtschaftliche Wettbewerb bestimmen das Tempo dieser Gesellschaft, die sogar drüber nachdenkt, aus Wachstumsgründen denn Sonntag abzuschaffen. Opitz erfährt, dass 90 Prozent der heutigen Aktiengeschäfte so schnell von statten gehen, dass sie nur von Computern zu bewältigen sind, weil die in diesen Millisekunden noch mehr Geld "verdienen" können, als ein Mensch.
Aber ist dieses Geld wirklich verdient? Wird es nicht dem einen weggenommen und den falschen in die Tasche geschoben? Was tut der Finanzmarkt für die Produktion, was tut er für die Lebensqualität einer Gesellschaft, abgesehen von den Boni der Banker, die ihr Leben demselben zum Opfer machen, wie das im Buch anschaulich geschildert wird? Der Wettbewerb hat Strukturen geschaffen, die sich beschleunigen müssen; nicht damit die Dinge besser werden, sondern damit sie überhaupt bestehen können.
Und so schildert er seine Erlebnisse mit einer berühmten Unternehmensberaterin und der Firma Reuters, die ihr Geld schon lange nicht mehr mit normalen Nachrichten verdient, sondern Finanznachrichten, deren Geschwindigkeit so wichtig ist, dass Firmen in die Nachbarschaft ziehen um von den kurzen Kabelverbindungen zu profitieren.
"Reuters arbeitet an der Abschaffung von Raum und Zeit, an der weltweiten "Vergleichzeitigung," am ewigen Jetzt."
Die Welt läuft auf Autopilot und wir nutzen Technologien, weil sie da sind. Niemand denkt daran, Bremsen einzubauen. Der Neoliberalismus der letzten Jahrzehnte hat alle Bremsen beseitigt, ohne Bremsen rast man gegen die Wand, was die Finanzkrise eindrucksvoll belegt. Hartmut Rosa fragt in diesem Zusammenhang: "Die Frage ist nicht, wie viel Geschwindigkeit wir irgendwie erreichen können, die Frage muss lauten: Wie viel Geschwindigkeit ist gut für ein gutes Leben? Was steigert die Qualität des Lebens?
Alternativen zum Hamsterrad
"Schöne Bescherung. Da ist scheinbar ein sich selbst antreibendes System entstanden, dessen Treibstoff ständiger Wettbewerb und Profitgier ist."
Und so besucht er Rudolf Wölzel, ehemals bei der berüchtigten Bank Lehman Brothers als "Heuschrecke" beschäftigt, also für Firmenkäufe zuständig. Der Aussteiger lebt auf einem Schweizer Berghütte oberhalb von Klosters und bedankt sich rückwirkend bei seinen Freunden, die ihm rechtzeitig sagten, dass er auf dem besten Weg sei, ein Arschloch zu werden.
Und weil sich nicht jeder den finanziellen Hintergrund für einen kompletten Ausstieg ohne Geldsorgen im Vorleben verdienen(?) konnte, verbringt er auch Zeit bei richtigen Bergbauern, deren Glück beim Arbeit im Kreise der Familie und im Takt der Natur durchaus nachvollziehbar und spürbar ist. Aber es es ist keine wirklich verwirklichbare Alternative für die junge Familie eines Berliner Filmemachers.
An dieser Stelle erklärt Hartmut Rosa, dass wir Glück nicht erfahren, wenn wir in der Wellness Oase zum Beispiel mal gar nichts tun.
"Wir erfahren Glück in dem was der ungarisch-amerikanische Psychologe Mihaly Csikszentmihaly "Flow" nennt. Das heißt in Zuständen eines selbstbestimmten Tuns und Handelns das mit einem gewissen Spaß, einem gewissen Reiz verbunden ist, aber auch eine gewisse Bedeutung für uns hat - und wo wir, jedenfalls vorübergehend, das Gefühl haben, dass wir ganz bei uns selbst sind."(Anm.: Das war für mich ein wichtiger Satz im Buch).
Entschleuniger auf der Überholspur
Das trifft exakt auf den nächsten reichen Aussteiger zu: Douglas Tompkins, der die Outdoor-Klamottenfirma North Face und die Modefirma Esprit gegründet und später verkauft hat und mit dem Erlös zu einem der größten Grundbesitzer der Welt wurde, der diese gekaufte Natur schützen und im Sinne der Nachhaltigkeit zu funktionierenden Naturparks weiterentwickeln will. Weil sein Leben in ständigen politischen Kämpfen, im Kleinflugzeug und in einem Wettlauf gegen das Alter genau das Gegenteil von Entschleunigung bedeutet, hat er sich eines der schönsten Metaphern, für Entschleuniger auf der Überholspur ausgedacht:
"Ich vergleiche das manchmal mit einem Krankenwagenfahrer. Der fährt auch schnell, um den Patienten schnellstmöglich ins Krankenhaus zu bringen, Feuer mit Feuer bekämpfen? Ja, so könnte man es sagen. Ich weiß nicht, wie ich es besser erklären kann, und ich weiß auch nicht, ob es richtig ist."
Das Bruttonationalglück Bhutans gegen das Bruttosozialprodukt
Der bhutanische Minister für Bruttonationalglück, Karma Tshiteem, bezeichnet das Bruttonationalglück als eine Entwicklungsphilosophie, in der wir Zeit als Leben sehen und nicht als Geld.
"Ich glaube, das unterscheidet diese Philosophie und unser Land von den meisten anderen Entwicklungsideen. Da steht immer Wachstum an erster Stelle. Natürlich sind uns in Bhutan Bruttosozialprodukt und Einkommen wichtig. Aber eben auch anderen Dinge. Genügend Zeit mit Freunden oder der Familie zum Beispiel."
Und Dasho Karma Ura, Leiter des Zentrums für
Buthanstudien erklärt: "Glück ist, wenn die Menschen die Möglichkeit haben, ihr Potential zu
entfalten. Dafür die Voraussetzung zu schaffen, ist das Ziel des
Bruttonationalglücks.
"Jeder wisse doch inzwischen, dass das Bruttosozialprodukt nichts über das Wohlbefinden oder die Lebensqualität der Menschen in einem Land aussage. Im Gegenteil: Das Bruttosozialprodukt sei ein irreführendes, ja perverses Maß. Das Bruttosozialprodukt steige zum Beispiel, wenn für die Produktion von Gütern Wald abgeholzt und die Umwelt versucht würde, nicht aber, wenn die Umwelt geschützt und die Ressourcen gespart würden.
Das Kapitel über Bhutan liest sich nicht zuletzt dank des zufälligen Treffens mit engagierten Radiomoderatoren richtig spannend und führt im nächsten Kapitel zur Frage des aktuell in Deutschland diskutierten, in Namibia schon mit Erfolg getesteten bedingungslosen Grundeinkommens. Es könnte doch durch den Wegfall aller anderen sozialen Unterstützungen möglich sein, ein Grundgehalt an alle zu zahlen, die es haben wollen, ohne Bedingungen? Es gibt ebenso viele Unterstützer wie Gegner aller Denkrichtungen und Parteien dieser ebenso alten, wie reizvollen Idee, aber die Schwächen des aktuellen Systems, das von einer in die nächste Krise schlittert, müssen dringend kritisch hinterfragt werden. Die Suche nach Alternativen ist die Aufgabe der jetzigen Entscheider und vielleicht kann Film und Buch die Beschäftigung mit dem Thema fördern.
"Exkurs: Leider ist gerade eine Enquete-Kommission des Bundestags unter der engagierten Führung der jungen SPD-Abgeordneten Daniele Kolbe in dieser Richtung mal wieder kläglich an der Wachstumslüge und der ebenso allgegenwärtigen und widerlichen Lobbyarbeit gescheitert, was in der ZEIT (9/2013) so bedauert wird:
"Offensichtlich sei der Bundestag strukturell nicht in der Lage, die großen Menschheitsfragen zu beantworten. Miegel (Chef des Denkwerks Zukunft, der von der CDU in das Gremium berufen wurde!) sagt so etwas nicht leichtfertig. Er hat sein ganzes Leben zwischen Politik und Forschung verbracht, immer auf der Suche nach neuen Ideen für das Land. Er hatte darauf gehofft, das die Parteien in der Enquete-Kommission genau das wollten - auch um sich selbst und der eigenen Klientel unangenehme Wahrheiten mitzuteilen."" Wer sich von der Politik mal wieder enttäuschen lassen will, sollte den Artikel der ZEIT hier nachlesen.
Cittaslow Hersbruck
Anders als bei Christian Schüle im Zeit-Dossier, führt die Suche nach der verlorenen Zeit Opitz nicht zu Slow Food und Cittaslow, der Vereinigung der lebenswerten Städte, auch wenn gerade diese in dem Dilemma zwischen Wettbewerb und Entschleunigung stecken und sich - die eine mehr, die andere weniger - auch mit dem Hintergrund der Zeitdiskussion beschäftigen (sollten). Und so ist der Film schon zweimal im Hersbrucker Citykino gezeigt worden, im Vorfeld hat sich dabei der Arbeitskreis Cittaslow vorgestellt und zur Mitarbeit animiert. Auch für kommende Veranstaltungen wird der Film mit eingeplant, ich persönlich fände vor allem eine Diskussion mit dem jungen Filmemacher interessant, denn das Verdienst des Filmes sind nicht unbedingt neue Erkenntnisse in der Zeitdiskussion, sondern die moderne, auch für junge Menschen zugängliche Umsetzung, die nicht zuletzt durch die Umsetzung als Icherzähler erleichtert wird (auch wenn ich mir mehr Web 2.0 Elemente zur Diskussion und mit weiteren Links gewünscht hätte). Noch besser wäre natürlich eine Diskussion mit Christian Schüle und Florian Opitz zusammen, aber vermutlich werden wir dafür wieder keine Zeit finden ... .
herwig Danzer ist einer der beiden Geschäfstführer der Kompletteinrichter die-moebelmacher.de aus Unterkrumbach im Nürnberger Land. In ihrem Nachhaltigkeitsweblog die-moebelmacher.de/weblog berichten Mitarbeiter und Gastautoren über Engagement für regionale Wirtschaftskreisläufe und eine nachhaltige Arbeitsweise in der Hersbrucker Alb.die-moebelmacher.deUnterkrumbach 39 91241 KirchensittenbachTel.: 09151 862 999
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