von
Michael Müller, Dipl.-Forstw. (Univ.)
FBG-Geschäftsführer
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Das muss man den Leuten von Greenpeace ja zugestehen, in Sachen Propaganda sind sie nicht schlecht – fast BILD-Zeitungsniveau! Wenn man dann aber genauer hinschaut bzw. versucht die tatsächlichen Fakten und Wahrheiten hinter der Geschichte zu finden, lösen sich einige Anschuldigungen und wissenschaftliche Erkenntnisse in Luft auf.
Fakt ist, dass Bayern ohne Einfluss des Menschen außerhalb der Hochlagen der Gebirge weitgehend von Buchenwäldern der verschiedensten Ausprägungen bedeckt wäre. Fakt ist auch, dass dieses Naturerbe seit Jahrtausenden durch menschliche Eingriffe stark zurückgedrängt wurde, sowohl durch Rodungen für Siedlungen und Landwirtschaft als auch durch Umwandlung in Nadelholzforste. In den letzten Jahrzehnten ist jedoch die Erkenntnis - zumindest in der Forstwirtschaft - gewachsen, dass ein Wirtschaften mit der Natur nachhaltiger und somit langfristig auch gewinnbringender ist, als ein aktives Bekämpfen natürlicher Prozesse.
Doch nun zu den Vorwürfen im Einzelnen: Schon in der fettgedruckten Einleitung mit der Beschreibung des Holzerntevorgangs hat sich ein schwerwiegender Fehler eingeschlichen. Die Holzindustrie des 21. Jahrhunderts ist aus verarbeitungstechnischen Gründen überhaupt nicht interessiert an meterdicken Buchenstämmen, ganz im Gegenteil sind diese starken Stämme eher Ladenhüter und verbleiben deshalb oft als Totholzanwärter im Wald, wie nicht nur von Greenpeace gefordert.
Es kann durchaus sein, dass in einigen Regionen Deutschlands sich der Holzeinschlag seit 1992 (20 Jahre) verdoppelt hat, dazu muss man jedoch wissen, dass im Jahr 1990 zwei Stürme über unser Land gezogen sind, die teilweise zu Schäden in Höhe eines vielfachen regulären Einschlages geführt haben. Jeder nachhaltig denkende Waldbesitzer senkt dann natürlich in den Folgejahren seinen Einschlag, bzw. ist noch mit dem Aufarbeiten oder einer Wiederaufforstung beschäftigt. Dass in dem angesprochenen Zeitraum in ganzen Regionen mehr gefällt wurde als nachwachsen konnte, gilt sicher nicht für Deutschland sondern bezieht sich wohl eher auf tropische Regenwälder.
Jeder halbwegs informierte Brennholznutzer sollte eigentlich wissen, dass Buchenholz seinen Nadelholzkollegen Fichte oder Kiefer bezogen auf das Volumen im Heizwert deutlich überlegen ist. Das wussten schon unsere Vorfahren seit dem Mittelalter (Köhlerei). Was nun daran verwerflich sein soll dieses Holz in Zeiten der Energiewende (z.B. in dezentralen Heizkraftwerken, wie derzeit eines in Hersbruck entsteht) zu verfeuern ist mir rätselhaft. Gleiches gilt für den Handel nach Fernost, wo ein rohstoffhungriges Land wie China versucht seinen bisher betriebenen Raubbau an den dortigen Wäldern durch Einschlagsreduktionen in den Griff zu bekommen und deshalb auf nachhaltig genutzte Buche aus Deutschland zurückgreift. Wer diesen Fernhandel anprangert, möge mal die Herkunft seines Mobiltelefons, seiner Photovoltaikanlage auf dem Dach oder seines fahrbaren Untersatzes kritisch hinterfragen.
Der Buchenanteil am deutschen Wald beträgt derzeit 14,8 % und nimmt ständig zu. Im Nürnberger Land dürfte die Buche etwa ein Viertel bis ein Drittel der Waldfläche einnehmen auch hier mit stark zunehmender Tendenz.
Fachlich total verquer wird es dann im Abschnitt Klimaschutz. Warum sollten alte Bäume der Luft besonders viel CO2 entziehen??? Das Einlagern von Co2 generiert sich aus dem Wachstum der Bäume, es entsteht Holzmasse. Die Buche ist zwar in Sachen Massenzunahme ein Spätzünder und erreicht den Höhepunkt der Zuwachsleistung erst im Alter 100, danach ist jedenfalls eine Verminderung der Holzproduktion zu verzeichnen, somit sinkt auch der Entzug von CO2 aus der Atmosphäre.
Soll der Wald einen Beitrag zum Klimaschutz leisten, und das kann er sehr wohl, dann geht das langfristig nur über die Nutzung und das Verwenden von langlebigen Holzprodukten wie ein Holzhaus oder hochwertige Möbelstücke bzw. dem Ersatz von fossilen Energieträgern durch Heizen mit Holz. Ja, auch das Verbrennen von Restholz aus nachhaltiger Nutzung trägt zum Klimaschutz bei, wenn bisher Öl oder Gas zum Einsatz kam.
Ein ungenutzter Wald dagegen erreicht irgendwann ein Gleichgewicht zwischen Zuwachs und Zerfall und kann dann kein zusätzliches CO2 mehr aufnehmen. Ein steter Entzug von Holz mit anschließender sinnvoller Verwendung ist jedoch eine dauerhafte CO2-Senke. Das Entstehen der Vergleichszahlen aus dem Artikel von 1990 mit 80 Mio Tonnen CO2 und heute nur noch zwei Mio Tonnen würde mich brennend interessieren!!!!
Die Bundesregierung hat tatsächlich eine Stilllegung von zehn Prozent der öffentlichen Waldflächen versprochen. Warum es jetzt mit der Umsetzung hapert entzieht sich meiner Kenntnis, meiner Meinung nach ist dieses Ziel auch deutlich zu hoch gegriffen. Wir können uns in Zeiten der Energiewende und unseren Klimaschutzbemühungen ein Aus-der-Nutzung-Nehmen von Wäldern in dieser Größenordnung nicht leisten. Es würden auch etwa zwei-fünf Prozent reichen. Der Vergleich unserer alten Buchenwälder mit dem Amazonas-Regenwald ehrt mich als Waldbesitzer und Förster, heißt das doch, dass unsere Vorfahren mit ihrem Erbe trotz intensiver Nutzung so sensibel umgegangen sind, dass nach wie vor eine sehr hohe Schutzwürdigkeit gegeben ist. Persönlich halte ich den Vergleich allerdings für deutlich überzogen. Nirgendwo sonst in Wäldern ist die Artenvielfalt so hoch wie im tropischen Regenwald und diese Vielfalt werden wir unter unseren klimatischen Bedingungen auch nie erreichen können.
Trotz aller Halbwahrheiten in diesem Spendenaufruf, und darum geht es Greenpeace in erster Linie, sind die grundsätzlichen Ziele nicht ganz daneben. Wir müssen uns unseres Naturerbes bewusst werden und geeignete Schutzmaßnahmen installieren. Es ist im weltweiten Vergleich nicht immer fair von Ländern in den Tropen einen Totalschutz großflächiger Wälder einzufordern mit dem Wissen, dass wir in Deutschland dieses Ziel bereits vor Jahrhunderten unmöglich gemacht haben.
Wer jedoch mit offenen Augen und mit etwas Verständnis für die Zusammenhänge in der Natur bzw. den Notwendigkeiten einer hoch zivilisierten Gesellschaft durch unsere Wälder wandert, wird erkennen, dass wir hier in Bayern und auch gerade im Nürnberger Land auf einem guten und richtigem Weg sind. Die Wälder sind bei ihren Besitzern und den zuständigen Förstern in guten Händen und nachhaltige Forstwirtschaft bzw. sinnvolle Holzverwendung ist nicht verwerflich, sondern klima- und resourcenschonend und somit absolut notwendig.
Liebe Greenpeace-Leute, kümmert euch bitte um die Regenwälder, Weltmeere und Wale, das ist wirklich notwendig und lasst den deutschen Wald in unseren Händen, da ist er gut aufgehoben. Das sagt euch ein ehemaliges Fördermitglied.
Übrigens, der Schwarzspecht ist ein häufiger Vogel in unseren Wäldern und niemand muss ein schlechtes Gewissen dabei haben, wenn er sich demnächst ein Möbelstück aus regionaler, rotkerniger Buche anschafft oder in einem Holzhaus gebaut mit Leimbindern aus Buchenholz wohnen will.
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Michael Müller
Forstbetriebsgemeinschaft Nürnberger Land w.V.
Am Schloß 14
91239 Henfenfeld
Telefon 09151 / 822 350
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