Vor rund 20 Jahren (au weia ist das lang her) wurden von unserem damaligen Lieferanten für Küchengeräte Atag die ersten Induktionskochfelder in Deutschland geliefert.(Wolfram Siebeck nahm nach meinem Schreiben im Zeitmagazin seine Aussage zurück, dass man in Deutschland keine Induktionskochfelder kaufen könne (leider erklärte er nicht, wo es sie schon gab).
Sofort baten wir unserem Sachverständigen für Baubiologie Uwe Münzenberg die Stärke des magnetischen Wechselfeldes zu messen und dessen Gefährlichkeit einzuschätzen. Damals kam er und sein Institut stark vereinfacht zu dem Schluss, dass man in der direkten Nähe zum eingeschalteten Kochfeld nicht schlafen sollte, dass das Kochen damit aber kein konkretes Risiko bedeute.
Während wir also die Mikrowelle schon immer vermieden, verkauften wir wegen deren unschlagbaren Vorteile bei Geschwindigkeit, Stromverbrauch und Pflegeleichtigkeit bis heute viele hundert Induktionskochfelder und nur ganz wenig andere.
In letzter Zeit gab es kritische Stimmen zur Induktionstechnik (die übrigens schon Rudolf Steiner als Zukunft des Kochens sah), die einige unsere Kunden verunsicherten. Leider wurden hier die Magnetfelder nur nach deren Wert, nicht aber nach deren Einwirkzeit bewertet, das wäre etwa vergleichbar mit der generellen Warnung vor der Sonne, denn deren Strahlung löst - bei entsprechender Dosis - nachweislich Krebs aus. Also gaben wir im Oktober 2011 beim ökologischen Forschungsinstitut Anbus wieder bei Uwe Münzenberg eine Untersuchung in Auftrag, die die Werte mehrerer aktueller Induktionskochfelder beurteilen sollte. Das Problem ist dabei weniger das Ermitteln der Werte, denn das geht mit modernen (und teuren) Messgeräten ziemlich einfach, sondern diese Werte so zu deuten, dass sich unsere Kunden eine eigene kompetente Meinung zur Gefährdung bilden können.
Leider gibt es in dem in Induktionsfelder eingesetzten Bereich der magnetischen Wechselfelder (ca. 100 Kiloherz) keine in unserem Alltag vergleichbare Technik, hauptsächlich der Bildschirmarbeitsplatzvorsorgewert von 0,025 Mikrotesla für den 8-stündigen Arbeitstag dient einer groben Orientierung. Da die Dosis aus einem Faktor aus Zeit und Feldbelastung besteht, führt eine Umrechnung des Arbeitstages bereits bei einer angenommen reinen Kochzeit von einer Stunde zu einem "erlaubten" Abstand vom Kochfeld von rund 30 cm. Wer schon mal gekocht hat weiß, dass das selbst bei Frühstück, Mittag und Abendessen praktisch nicht zu erreichen ist (nichtmal mit der bekannten Fußkette).
Nach der "Berufsgenossenschaftlichen Unfallverhütungsvorschrift Elektromagnetische Felder" darf im sogennanten Expositionbereich 2 (entspricht dem normalen Büroarbeitsplatz) der Wert von 21 Mikrotesla nicht überschritten werden, das schafft man nichteinmal, wenn man sich als sozialversicherter Arbeitnehmer auf 10 arbeitetende Kochfelder gleichzeitig setzt. Wir sehen uns durch diese Messungen in der Auffassung bestätigt, dass die Vorteile der Induktionskochfelder gegenüber deren vermeintlichen Gefahren überwiegen, wir geben diese Zahlen aber gleichzeitig bekannt, auf dass sich jeder seine eigene Meinung bilden kann.
Wundern würde uns auf jeden Fall, wenn uns jemand vor dem Bildschirm sitzend, beleuchtet von einer "Energiesparleuchte" via mobilem Haustelefon (das sind die übelsten) erklärt, er wolle wegen der Feldbelastung auf Induktionskochfelder verzichten und danach auch noch unter die Sonnenbank geht.
Achja und einen kleinen Trick haben wir auch noch aus den Messungen abgeleitet: je mehr magnetischer Stahl in den Töpfen verarbeitet ist, desto geringer ist die Feldbelastung (kann man mit einem Magneten testen). Der Unterschied zwischen einem Edelstahltopf (der meist nur im Boden magnetisch ist) und einem Emailtopf, der komplett aus Stahl besteht, betrug 2:1, mit Stahltöpfen kann man also die Feldbelastung beim Kochen nochmal halbieren.
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Ein kleiner Beitrag in der ZEIT, auch über Herzschrittmacher und Induktionskochfelder.
Danke für diesen Beitrag. Induktionskochfelder haben bei einigen Leuten immer noch einen eher schlechten Ruf. Dass jemand sein Bett direkt neben der Herdplatte aufgebaut hat, kann man wohl eher ausschließen. Die Sache mit den Töpfen aus Stahl ist auch gut zu wissen.
Kommentiert von: Friedel | 11. November 11 um 12:13
Gerne, mussten unsere Messungen einfach auf den neuesten Stand bringen, weil einige Menschen unsere Kunden verunsichern. Ich glaube, dass die meisten damit zurechtkommen und wer mit den gemessenen Werten Probleme hat, bekommt ja gerne auch ein konventionelles Kochfeld. Aber wenigstens kann er oder sie es dann einigermaßen einschätzen.
Kommentiert von: herwig Danzer | 11. November 11 um 12:23
Hallo
Also aus meiner Sicht widerspricht sich der "kleine Trick" doch, oder?
...je mehr magnetischer Stahl in den Töpfen verarbeitet ist, desto geringer ist die Feldbelastung
... und einem Emailtopf, der komplett aus Stahl besteht
...mit Stahltöpfen kann man also die Feldbelastung beim Kochen nochmal halbieren
Wenn aber doch der Emailtopf mehr Stahl hat, dann ist dieser doch besser geeignet, oder?
Kommentiert von: Kocher | 23. Juli 14 um 16:31
Ich glaube das Missverständnis ist der Unterschied zwischen Edelstahltopf und Emailtopf: Der Emailtopf ist der (Roh-)Stahltopf mit Emailoberfläche von dem die Rede ist, der schneller arbeitet und noch dazu die Feldbelastung reduziert. Ist es damit aufgeklärt?
Kommentiert von: herwig Danzer | 23. Juli 14 um 17:01
Tolle Seite.
Weiterhin viel Erfolg!
Nachhaltige Grüße!
Kommentiert von: Team "ichtragenatur.de" | 05. August 14 um 17:59
Top, danke für die Infos.
Dann habe ich jetzt was zum Argumentieren in der Hand :-)
Grüße
Kommentiert von: Vomitorium | 12. November 14 um 13:07
Gerne
Kommentiert von: herwig Danzer | 12. November 14 um 15:02
Danke für die Messdaten und Einordnung durch den Vergleich mit einem Bildschirm-Arbeitsplatz.
Damit ist nun das gute Gewissen dabei, wenn ich mir ein Induktionskochfeld kaufe.
Nur am Rande gefragt: Strahlen TFT-Monitore noch genauso stark wie alte Röhrenmonitore?
Kommentiert von: Rüdiger Clausius | 24. Februar 15 um 17:12
Sorry, das weiß ich leider nicht, vermute aber nein.
Kommentiert von: herwig Danzer | 24. Februar 15 um 17:18