Letzte Woche wurden die letzten Reste unserer Ausstellung "ROHBAU-exklusiv" in Nürnberg heimgeholt. Von 26. November 09 bis 13. Februar 2010 war ich dort täglich anwesend. Dreiundsechzig Tage von 12 bis 19 Uhr in unserem Pop-Up-Shop in der Kaiserstraße, im ehemaligen Möbelhaus Reim. Im Jahr 2009 hatten wir insgesamt rund 1500 Besucher, da waren Tage mit über 150 Menschen dabei, im Jahr 2010 wurden es dann schlagartig weniger, manchmal nur 5 Menschen am Tag, insgesamt rund 300. Bei uns im ersten Stock wohlgemerkt, unten war dank des Schaufensters natürlich immer deutlich mehr los. Aber wir brauchen ja nicht viele Besucher, wir brauchen die richtigen. Der Umsatz war zwar bescheiden, aber die Kontakte vielversprechend. Nur einmal gelang es uns richtig Kohle zu machen: als ich die Scheibe Brot auf dem Pizzabackstein bei 280 Grad vergaß.
Kontakte geknüpft
Da wir im Schaufenster nicht vertreten waren, haben die Menschen unsere Möbel also bestenfalls zufällig oder über das Schild im Eingang wahrgenommen. Der Holzstapel und der halbfertige Tisch funktionierten zwar als Symbol für die Einzelanfertigung sehr gut, unsere Kompetenz als Kompletteinrichter konnten wir durch die fehlenden Polstermöbel leider nicht wirklich rüberbringen, bzw. nur bei den Kunden, mit denen ein Gespräch entstand. Das waren dank der aktiven Küche doch einige, insgesamt haben wir von knapp 200 netten Personen bzw. Familien die Kontaktdaten notiert, die wir auf anderem Weg wohl nicht erreicht hätten.
Wenn mal wieder gar niemand kam, war - neben der Ruhe für die Arbeit am Schreibtisch - das Beste der Blick aus dem Fenster zur Nachbargalerie Bode, von wo Antonia Lindner immer freundlich zurückwinkte. Oder der Besuch der Galeristinnen Landskron und Schneidzik und den Jungen Damen Susanne, Lily, Nadine und Nadine mit denen wir dann auch mal Kaffee, Glühwein (es war wirklich sehr kalt) oder Frankensecco trinken konnten. Und natürlich die Kartoffelchips vom Tepan Yaki essen, denn die gehörten zum Pflichtprogramm, um etwas zum Anbieten für Besucher zu haben und um ins Gespräch zu kommen. Eine nette PArtnerschaft ergan sich auch mit der Metzgerei Fiehl (früher Hülf), wo man wirklich ausgeszeichnetes Fleisch bekommt und fachlich hervorragend bedient wird.
Doch keine Zeit zum Videoschneiden
Hatte extra einen richtig guten Rechner dabei, um in aller Ruhe die Videos des letzten Jahres schneiden zu können, was aber nur mit der Sendung La Vita klappte, die anderen liegen nach wie vor auf der mobilen Festplatte. Dafür reichte die Zeit dann doch nicht, bzw. die ständigen Unterbrechungen verhinderten wirklich produktives Arbeiten. Auf jeden Fall habe ich Respekt vor Ladenbesitzern gewonnen, denn es ist wirklich nicht leicht den ganzen Kram während der Öffnungszeiten zu schaffen und ich weiß jetzt, wie groß der Drang ist, den Laden abends wieder zu verlassen.
Film und Fotosessions
Der wichtigste Drehtag war natürlich der Samstag, 9. Januar mit dem Team von LaVita, denn da kam eine richtig gute Sendung über das Holz und unsere Einrichtungsphilosophie raus (Video anschauen). Schön waren auch die 30 Sekunden, die Stefan Kleeberger für die Abendschau gedreht hat. Lustig waren die Fotosessions mit dem Fotografen Claus, egal ob er für eine Maskenbildnerin oder eine Hochzeitseinladung arbeitete. Naja und dann gab´s noch Interviews mit der Abendzeitung, mit der Nürnberger Zeitung, für die Zeitung der Nürnbergmesse und mit einer Studentin über dieses Nachhaltigkeitsblog.
Twizzaessen und Abschiedspizza
Weil am letzten Dienstag in der Nürnberger Kaiserstraße Twizzaessen war (so heißt ein Pizzaessen, mit Menschen, die dem Microbloggingsystem Twitter verfallen sind - hier viele Fotos der Twitterer), haben wir auf den erfahrungsgemäß besucherschwachen Mittwoch gleich die Abschiedspizza gelegt, was per Newsletter und von Claus (Danke!) bei unseren Nachbarn verteilter Probepizzen zu ungeahnter Besucherattraktivität führte (siehe Foto).Feiertauglich
Leider erkannten wir erst am letzten Freitag, wie schön sich die Location auch zum Feiern eignet. Knapp 150 Menschen feierten bis früh um 5 Geburtstag, unsere Titanküche war fast bis zum Schluss durchgehend im Einsatz. Ein schöner Abend, aber eine kurze Nacht, denn um 9 kamen die ersten schon zum Aufräumen.
Eine lustige Erfahrung war der Faschings-Samstag Abend, an dem ich mich in den Long Chair ins Schaufenster setzte und mal als Puppe (wann passiert mir das sonst schon), mal als Marketinggag interpretiert wurde.
Gemeinsames Kochen
Besonders lustig waren auch die Tage, an denen Besucher kamen, die vorher Lebensmittel zum Probekochen eingekauft haben. Viele nette und kochinteressierte Menschen konnten wir so von den Vorzügen der Dampfgarer und Tepan Yakis überzeugen und gut geschmeckt hat es auch noch.
Fazit nach 3 Monaten
ROHBAU-exklusiv war eine interessante Erfahrung, die wir nicht missen möchten. Auch wenn der Umsatz die geheimen Hoffnungen nicht annährend erfüllt hat, können wir jetzt viel besser einschätzen, was eine Lage wie die Kaiserstraße leisten kann und was nicht. Wir wissen jetzt auch, dass den wahren "Geldwert" ehrlicher handwerklicher Arbeit - die sich durchaus verständlich aus Material- und Lohnkosten zusammensetzt, die oft aufwändige Beratung und der Entwurf sind ja nur über die Gemeinkosten eingerechnet - nur wenige Menschen einschätzen und nur nach gemeinsamen Rechenbeispielen nachvollziehen können. So weit haben es die Flut aus Möbelprospekten gebracht, selbst bei Menschen, die nicht sparen müssen. Es hat sich auf dem Weg der Großvermarkter ein vermeintliches "Preisniveau" in den Köpfen verankert, das in Deutschland mit ehrlicher Arbeit nicht zu verwirklichen ist und der Lebensqualität durch Auswahl, Vielfalt oder sogar Einzelanfertigung entgegensteht. Dadurch haben wir auch gelernt, was unsere Möbel an Spontanverkäufen leisten können und was eben nicht. Andererseits könnte eine neue Situation mit Schaufenster und Polstermöbeln wieder ganz andere Wirkungen haben, wer weiß. Deshalb werden wir auch beim nächsten Angebot für einen PopUp Shop durchaus offen sein, beim nächsten Mal können wir auf unsere Erfahrungen wieder zurückgreifen. Also wenn jemand eine Immobilie in guter Lage übergangsmäßig attraktiv aussehen lassen möchte, soll er uns doch einfach anrufen.
Nochmal vielen Dank an die Galeristinnen Landskron und Schneidzik für die freundliche Aufnahme, an alle Mitstreiter für die schöne Zusammenarbeit und Uwe Fraass von Conzepta Immobilien für die Grundidee.
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Alle Artikel über die Ausstellung in der Kaiserstraße sind unter der Kategorie ROHBAUexklusiv nachzulesen. Eine Fotogalerie mit 250 Erinnerungen gibt es bei Ipernity.
Es gibt immernoch Sonderangebote aus der Ausstellung, Miele Side by Side Kühlschrank, Kaffeeautomat, Combidampfgarer und Induktionswok hier.
Und zwei Dream 10 Matratzen mit Novaflex und ein Ultraflex nebst Einlegerahmen und einem ganzen Badezimmer aus Elsbeere hier.
Mir hat's SEHR gut gefallen.
Hätte Ihnen durchaus Kohle ausserhalb des Kochbereichs gewünscht !!!
Die Werbewirkung wird wohl wirklich weiterwirken.
Wirklich herzliche Grüße
Joerg Heitmann
(Pegnitztal)
Kommentiert von: Joerg Heitmann | 16. März 10 um 06:07