Die Reihenfolge ist eigentlich falsch rum, aber das kann man sich halt nicht aussuchen. Der beste und ausführlichste Artikel über den Schäufele-König stand in der Hersbrucker Zeitung, jetzt im Nachhaltigkeitsblog zu lesen.
Hier war der erste Artikel zum Schäufele König
und hier der Artikel über den Besuch von "Quer" vom Bayerischen Fernsehen.
HERSBRUCK (gz) – Stürzt
der Schäufeleskönig vom Thron, bevor er ihn bestiegen hat? Die Idee der
Bürgermeister Plattmeier und Schmidt, mit der gebratenen Schweineschulter für
die Gesundheitsregion zu werben, stößt bei Medizinern wie Dr. Wolze und Prof.
Amon auf Entsetzen. Schmidt hält dagegen, er wolle „die heimatliche Tradition
nicht dem neuen Glauben opfern.“
Woher die Blutdruck steigende
Aufregung? Beim letzten Treffen der LAG Gesundheitsregion hatten die
Bürgermeister von Hersbruck und Reichenschwand ganz im Ernst zur besseren
Vermarktung der Region den „Schäufeleskönig“ aus der Hersbrucker Schweiz
vorgeschlagen. Denn Bratwurst- oder Bierkönige, Spargel- oder Erdbeerköniginnen
gibt es schon zuhauf. Das Schäufele, das nur in Franken, Baden und der Schweiz
heimisch ist, hat noch keinen herrschaftlichen Repräsentanten. Weil schon im
Gremium der Kommunalpolitiker und Gesundheitsexperten Widerspruch kam,
versicherte Wolfgang Plattmeier, den Schäufeleskönig notfalls nur als Stadt
Hersbruck küren zu lassen. Sein Reichenschwander Kollege Bruno Schmidt will als
Vorsitzender des Fremdenverkehrsvereins Hersbrucker Land das Thema ebenfalls
weiter verfolgen.
Image gefährdet
Gegen diese
Idee machen nun drei engagierte Mitstreiter der Gesundheitsregion erbittert
Front: Der ärztliche Leiter der Psorisol-Hautklinik Prof. Dr. Ulrich Amon, der
Internist Dr. Otto Wolze und die Geschäftsführerin des Sanitätshauses Coframed,
Cornelia Wilhelm bitten in einem auch der <+kursiv>HZ
<+roman>zugesandten Brief die zwei Rathauschefs dringend, ihre
Königskrönung zu überdenken. Denn sie laufe „allen Bemühungen und dem Image der
Gesundheitsregion entgegen“, fürchten sie: „Wir weisen in aller Deutlichkeit
darauf hin, dass wir als Repräsentanten für Gesundheitsdienstleistungen der
Region Ihre Pläne nicht nur strikt ablehnen, sondern sie für weitere
überregionale und insbesondere auch touristische Aktivitäten der Stadt Hersbruck
für kontraproduktiv und schädlich halten!“
Jahrelang habe man versucht, Stadt
und Region überregional für den Bereich Gesundheit, Wellness, Prävention und
hochwertige Medizin bekannter zu machen. Dem liefe die neue Idee völlig zuwider.
Die Gesundheitsexperten: „Wir sollten doch bei allen Verantwortlichen das Wissen
voraussetzen können, dass — bei aller Verbundenheit zu bodenständiger Küche —
eine Vermarktung hochkalorischer Ernährung mit einem Schäufeleskönig als
Sinnbild dieser Denk-, Lebens- und Ernährungsweise nicht vereinbar ist mit einer
touristischen Ausrichtung einer Gesundheitsregion Hersbruck.“ Da nütze es auch
nichts, wenn nicht die Gesundheitsregion, sondern die Stadt Hersbruck oder der
Fremdenverkehrsverein das Schäufele vermarkte. Die Autoren zum Abschluss
mahnend: „Wenn Sie in der Zukunft noch authentisch hinter dem Leitgedanken der
Gesundheitsregion stehen, können Sie Ihre Pläne der Kür eines Schäufeleskönigs
nicht ernsthaft weiter verfolgen.“
Reichenschwands Bürgermeister Bruno
Schmidt, früher Chef des Hersbrucker Fremdenverkehrsamts, ist von der harschen
Kritik der Doktores einigermaßen überrascht. Gesundheitsregion dürfe doch nicht
bedeuten, heimische Tradition und Eigenheiten zu verleugnen, meint er. Er und
seine ehrenamtlichen Mitstreiter im Fremdenverkehrsverein täten mit der
Ausweisung von Rad- und Wanderwegen viel für die Gesundheit der Urlauber. Und
wer „Algen, Astronautennahrung oder Sushi vom Fließband der heimischen Küche
vorziehe, könne dies tun. Aber es sei keineswegs erwiesen, dass Schäufele-Genuss
in Maßen gesundheitsschädlich sei. Wozu habe man schließlich bei der EU für den
Erhalt kleiner Metzgereien und Schlachtschüssel-Wirtschaften gekämpft? Schmidt:
„Zur Gesundheitsregion gehört auch das seelische Wohlbefinden. Und Heimat auf’m
Teller liefert auch nicht nur light Produkte.“
Zustimmung der
Bevölkerung
Ähnlich argumentiert sein Hersbrucker Kollege
Wolfgang Plattmeier, der gleichwohl die in der AG Gesundheitsregion geäußerte
„Minderheitenmeinung“ respektiert und dort das Thema nicht weiter verfolgen
will. Dass auf Tourismusmessen der Schäufeleskönig dem Hersbrucker Image von
Wellness und Fitness in die Quere kommen könnte, sieht Plattmeier nicht. Er habe
viel Zustimmung aus der Bevölkerung erfahren und will die Idee der Königskrönung
auch mit Wirten und Hoteliers weiter verfolgen. Zu Cittaslow passe sie auch.
Schmidt betont, dass man als Repräsentanten der gebratenen Schweineschulter
nicht an langgediente Politiker denke, sondern eher an eine junge Familie oder
einen Jungmetzger.
Die „Freunde des fränkischen Schäufele“, die in Nürnberg
eine eigene Gastwirtschaft betreiben, sehen die Kalorienfrage übrigens ähnlich
wie die beiden Bürgermeister. „Fett, von wegen!“ erläutert etwa Schäufele-Köchin
und Hauswirtschaftsmeisterin Gerda Schirl. Denn das ungesunde Fett sitze allein
unter der Schwarte: „Und die muss ich ja nicht mitessen, oder?“
Die krosse
Schwarte wiederum sei pure Gelatine: „Und die esst ihr doch auch in die
Gummibärle.“ Nach der Lende das feinste Fleisch stecke an der Schaufel, sagt
Schirl. In ihrer Nürnberger Wirtschaft wird zudem Gesundheitsbewussten und
Bürohockern das „Bleistiftspitzer-Schäufele“ angeboten: eine Viertelportion vom
strittigen Genuss.
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