Regionales Urgestein war versammelt
Menschen, die sich schon seit über 20 Jahren für regionale Wirtschaftskreisläufe einsetzen, stoßen auf Politiker, die das auf einmal auch alle wollen. "The times, they are a´changing", es entsteht ein Bewusstsein für den Einkauf vor Ort, eine Wertschätzung für die Region, für die Heimat auf - und ein paar Jahre später - vielleicht auch mal unter dem Teller. Wenn jahrzehntelanges Engagement für einen vernünftigen Umgang mit der Natur dazu führt, dass, zumindest verbal, wirklich alle davon begeistert sind, dann ist das einerseits ein Anlass zur Freude, nicht zuletzt in der Hoffnung auf bessere Umsätze, andererseits muss man wohl auch vorsichtig bleiben.
Es gibt auch Gefahren
Der beste Redner des Tages, der Hotelier und Gastrocoach Jürgen Krenzer, hat darauf mit aller Deutlichkeit hingewiesen: Die Freude über den Absatz regionaler Produkte in den Supermärkten darf nicht in die Abhängigkeit von denselben führen. So vorbildlich sich Kaiser´s und Edeka auch darstellten, die Interessenlage ist doch unterschiedlich. Deswegen ist auch für Krenzer der verlässlichste Weg, die Wertschöpfungskette selbst im Griff zu haben, weshalb er die Röhnschafe jetzt selbst züchtet, ähnlich, wie wir unsere Bäume selbst im Wald einkaufen.
Was ist regional?
Natürlich ist es nicht in allen Bereichen so einfach, wie beim Holz, dass wir zu garantierten 95% im Umkreis von 100 km einkaufen, tatsächlich meist zu 100%. Aber eine Nürnberger Bratwurst oder Bündener Fleisch soll nun mal nicht als regionales Produkt bezeichnet werden, wenn nur die Herstellung hier stattfindet, das Fleisch aber weltweit eingekauft wird. Die Regionalbewegung muss mit Argusaugen darüber wachen, dass Kriterien definiert, eingehalten und kontrolliert werden, denn die Gefahr ist groß, dass Trittbrettfahrer die Qualitätsansprüche der Pioniere verwässern und die "Regionalität" zur Lachnummer verkommt, weil auf einmal jeder regional ist, nur weil er da ist.
Gemeinsam müssen wir dran arbeiten, dass die Regionalbewegung eine starke Vereinigung wird, denn nur so können wir Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen. Die hervorragend organisierte Veranstaltung war dazu ein wichtiger Schritt:
- Gute Strukturierung "Wege suchen", "Wege öffnen", "Wege wollen" und "Konsequenzen"
- korrekte Auswahl der Redner
- fast immer perfekte Überwachung der Redezeiten durch den Hammer des Schmieds
- toller Veranstaltungsort (Der Kasten in Feuchtwangen) mit super Technik(er)
- total netter und kompetenter Service und ein traumhaftes Gulasch
- korrekte Auswahl der Tagungsgetränke, leider waren die Flaschen so hoch, dass man die Redner nicht mehr sah
- die Teilnehmer waren sehr interessiert, 110 brandeins über die cittaslow Hersbruck und 90 Möbelmacherjahrbücher haben den Besitzer gewechselt
- all die Punkte führten zu einer sehr angenehmen Atmosphäre, die sicher an einigen Punkten den eigentlich anstehenden Streit verhinderte
Dem bewährten Team um Heiner Sindel kann man dazu nur gratulieren und weiterhin so viel Energie und mehr Geld wünschen.
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Alle Infos auf der homepage
Buchtipp (kaufen Sie in Ihrer Buchhandlung vor Ort, sie soll Ihnen noch lange den Service eines Buches zum Anfassen geben):
Georg Johannes Miller "Von der Schnitzel-Wirtschaft zum Rhönschaf-Hotel"
Verbraucherwettbewerb der Regionalbewegung im November
Nachtrag: Video mit Ludwig Karg vom Bayerischen Rundfunk aus dem Jahr 2002 entdeckt "Im Kreuzfeuer." Eigentlich noch ziemlich aktuell.
Witzig, dass Du ausgerechnet die Nürnberger Bratwürste ansprichst. Diese sind ja in Schafdärmen und die kommmen meist aus Ländern, wo mehr Schaf- als Schweinefleisch gegessen wird: http://www.leben-ohne-diaet.de/blog/00563-nuernberger-bratwuerste-im-asiatischen-schafdarm.html
Das mit dem Buchtipp kann ich übrigens nicht unterstützen. Solange diese regionalen Buchhandlungen nicht in der Lage sind, mein Meisterwerk ins Sortiment aufzunehmen, empfehle ich Amazon. 8-)
Wobei ich gedruckt Bücher an sich für eine komische Art der Informationsvermittlung halte. 8-)
Kommentiert von: Horst (Blog ohne Diät) | 02. Mai 09 um 09:54
Naja man kann bei diesen gedruckten Dingern halt den Deckel öffnen und sogar im Bett drin lesen, so für ganz doof halte ich diese Erfindung auch nicht. Eher einen Buchhändler, der keine regionalen Bücher von Kunden ins Schaufenster legt, oder ist da mit dem Vertrieb was, was für Buchhandlungen nicht so doll ist?
Kommentiert von: herwig Danzer | 02. Mai 09 um 14:28
Naja: Lesezeichen nur extern und ungenau, keine Suchfunktion, arg begrenzte Updatemöglichkeit, viel Raum für wenig KB, ...
Ein wenig besser als Steintafeln, aber kein wirklicher Durchbruch... 8-)
Vertrieb: Welcher Vertrieb denn? 8-)
Kommentiert von: Horst | 02. Mai 09 um 17:35
Aber nebeneinandergestellt dekorieren sie unsere Regale aus heimischem Holz so schön...
Kommentiert von: herwig Danzer | 02. Mai 09 um 18:29