Vier Tage haben Ute und ich auf der Hotel- und Gaststättenasstellung HOGA 09 in Nürnberg verbracht, eher mit gemischten Gefühlen, denn mit ungeahnter Begeisterung. Neben einigen schönen Kontakten zu Rollstuhlfahrern, Hoteliers und Köchen, gab es trotz ganz vieler Menschen einiges an Leerlauf. Der Ingenieur aus Sachsen vom Nachbarstand meinte sogar: "Wusste gar nicht, dass es in Bayern so viele bizarre Menschen gibt."
Da war es schon ein Highlight, wenn der Rollstuhlfahrer Bernhard Endres vom "Netzerk Barrierefrei Reisen" interessierten Berufsschülern die einfachen Regeln zur Zertifizierung von barrierefreien Hotelzimmern erklären durfte. Überhaupt war es sehr angenehme, dass Bernhard für Herrn Schieder eingesprungen ist, denn seine Erfahrung und Glaubwürdigkeit waren für die wirklich interessierten Besucher sehr wichtig. Allerdings, genau genommen, interessierte sich fast niemand für das Thema "Barrierefrei", sogar der offizielle Messerundgang flüchtete nach dem Besuch des Nachbarstandes "Gastronomiereport" zum nächsten Bierchen, obwohl unser Stand vom Messeveranstalter Afag und vom wichtigsten Gast, dem Bayerischen Hotel und Gaststättenverband organisiert wurde. Das war wirklich sehr traurig und man fragt sich, für wen wir hier den Dödel machen und vor allem warum. Wie schon befürchtet, ist auch aus dem Zeitungsbeitrag über barrierefreie Hotelzimmer in den Nürnberger Nachrichten nichts geworden, nur unsere lokale Hersbrucker Zeitung brachte einen Artikel darüber.
Sicher ist die unglückliche Platzierung des Standes ein Grund für die bescheidene Resonanz, zum anderen aber auch die Tatsache, dass sich fast ausschließlich Hoteliers für Barriefreiheit interessieren, die Freunde oder Familienmitglieder mit Behinderung haben. Für fast alle anderen ist es mit den üblichen Begründungen uninteressant ("geht nicht im alten Gebäude", "da müsste man ja...", "den anderen Gästen wäre das sicher nicht recht ...".
Trotzdem haben wir auf der HOGA ein paar wenige Menschen getroffen, die sich Gedanken über die Einrichtung der Hotelzimmer mit Massivholz und auch barrierefrei machen, mit denen wir gerne zusammenarbeiten werden. Mal sehen was rauskommt, in Unterkrumbach wären die sicher nicht zufällig vorbeigekommen. Auch die nette Nachbarschaft mit der Brauerei Kitzmann und Rene´ Marks von der mobilen Bar Funky-Monkey, (am Foto ganz rechts) dessen Gläserpülmaschine uns den Aufenthalt sehr erleichterte, war ein angenehmer Aspekt der Messe.
Nachdem die HOGA auch die Zeit der Grippewelle in Nürnberg war, sind am Stand des Bayerischen Hotel- und Gaststätenverbandes BHG viele Leute ausgefallen, so habe ich den Moderator der Kochshows einige Male vertreten und bin dabei auch freudig auf unsere Miniköche gestoßen, die die Show mit Ihrem Einsatz und ihrer Liebenswürdigkeit bereichert haben.
Am Rückweg von den Kochshows zum barrierefreien Stand habe ich die Shows von zwei fitten Barkeepern gesehen, die ich glatt filmen musste:
Interessant war auch der Stand und das Programm von Andreas Pflaum (Pflaums Post Hotel Pegnitz), der die "Wunderbare Welt der LOHAS" (Lifestyle of Helath and Sustainibility) beschwor und in seinem DIN A 3 Programmheft nicht müde wurde die "Lohas Deutschland" zu umschwärmen, ohne allerdings bei der Auswahl seines umstrittenen Strompartners bonus strom (den wir nicht verlinken, nur auf die Hilferufe der Anwender, und den Artikel "Bauernfängerei" bei n-tv)) auf deren Ziele wirklich Rücksicht zu nehmen. Eine homepage mit dem Namen Holz-von-hier.de ist natürlich sehr interessant, aber leider nicht erreichbar. Faszinierend war die Energie mit der der beeindruckende Vorzeigehotelier zum Teil sogar ohne Publikum seine wichtigen Erkenntnisse referierte. Die an sich attraktive Standgestaltung wurde durch einen unmöglichen Platz hinter "unserem" N-Ergie Truck (in dem wir schon zwei mal die Bioerlebnistage durchkochten) nahezu unerreichbar gemacht. Schade, das Thema "grünes Hotel" hätte größere Aufmerksamkeit verdient.
Fazit: Der Messeauftritt mit dem "barrierefreien Hotelzimmer" auf der HOGA 09 hat noch ein großes Verbesserungspotential, das wir beim nächsten Mal sorgfältig aus- und einarbeiten sollten. Denn letztlich geht es darum, den Tourismus in Bayern auch für Rollstuhlfahrer attraktiv zu machen. Wer diese Zielgruppe ausgrenzt handelt weder moralisch, noch betriebswitschaftlich vernünftig, denn auf lange Sicht werden immer mehr Menschen sich über den Komfort von barrierfreien Zimmern freuen.
Eine echte Freude bei den Kochshows waren unsere Miniköche, auf dem letzten Foto Paula Zimmermann und Magdalena Ilg.
Alle Fotos bei ipernity.
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