von Alice Niklaus
Am Montagmorgen bei meinem Körpertherapeuten, US-Amerikaner, wohnt 35 km östlich von Hersbruck. Ich: gestern war ich in Breitenbrunn, aber Du wirst wohl nicht wissen, wo das ist. Er: hm, doch, doch, in Breitenbrunn gibt es nur ein Lokal (?), da habe ich mal gekartelt. - Sogar einem Amerikaner ist Breitenbrunn ein Begriff, ein Dorf fast am Ende der Welt, wobei mir diese Position durchaus lieb und recht ist. Also denn, auf nach Breitenbrunn, dem Ort nach Offenhausen. Es war schon halb vier, als ich oberhalb des Dorfs den Hutanger suchte. Der letzte winterliche Sonnenstrahl gab mir die Illusion von Wärme. Oberhalb des Quellgebiets der Sallach spürte ich geradezu den nahen Anger, entschied mich dann aber doch, nochmals ins Dorf abzusteigen und die nächste Wiese von der anderen Seite anzugehen. Eine nicht zu übersehende Hinweistafel zum Schützenhaus lässt mich die Strasse auf die Hochfläche nach Hinterhaslach verlassen.
Im Osten, im Süden und im Norden ist Breitenbrunn von Wald umgeben. Winterleiten heisst der Grösste, passt ja hier wunderschön zur Jahreszeit. Steil im Anstieg sind alle drei. Unterhalb des dominierenden Fachwerkbaus, dem Haus der Schützen, bog ich ab und betrachtete die zweite Wiese, die als Hutanger in Frage kam. Nach der Map von Rainer und der topografischen Karte war sie es nicht.
Quer über das Feld und ich gelangte zur jungen Sallach, machte zwei grosse Schritte über das Bächlein, traf auf ein Holztor und entdeckte dahinter die gegenüberliegende Seite der am Anfang beäugten Wiese. Nochmals nachdenken, dann war ich mir sicher: dies ist der Hutanger, eingezäunt und für mich nicht zugänglich.
Macht nichts, ich war begeistert von dem munter über Steine und Laubhäufchen springenden Bächlein mit dem schönen Namen Sallach, das kaum jemand kennt, wird es doch nach kurzem Leben schon bald vom Hammerbach vereinnahmt. Es wurde richtig kalt. Auf dem schmalen Pfad neben der Sallach stieg ich ins Dorf hinab. Unter mir putzte ein junger Mann seine Stechschaufel im Bach mit der blossen Hand. Ich musste schmunzeln, so mache ich es auch, allerdings und leider nicht in einem eigenen fliessenden Gewässer. Er war so vertieft, dass er mich nicht hörte, an ihm vorbei konnte ich nicht, da war kein Platz. Einige Augenblicke schaute ich ihm zu, dann trat ich etwas zurück und grüsste. Er erschrak, wie befürchtet, drehte sich aber nur talwärts um. Nach meinem hier bin ich kam es zu einem längeren Gespräch über die Arbeit, die er eben gemacht hatte: er hatte im letzten Moment Obstbaumstecklinge in die Erde gebracht.
Dann fiel mir an einer Scheune noch diese Kunst im Baumstamm auf. Auf der kleinen Metalltafel steht eingestanzt "Wanderfreunde Moritzberg-Schönberg", was mich zu tiefsinnigen Gedanken darüber anregte, was wohl der Nachtwächter und die Wanderfreunde gemeinsam hatten, damals, vor vielen, vielen Jahren. Vielleicht hat er ihnen nach langen Wanderungen und der wohlverdienten Einkehr im einzigen Gasthaus den Heimweg beleuchtet?
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