von Dr. Patricia Schläger-Zirlik
Der Initiativkreis Holz aus der Frankenalb feierte auf dem Gelände der ‚Möbelmacher’ in Unterkrumbach sein 10-jähriges Jubiläum. Forstleute, Waldbauern, Sägewerker, Zimmerer, Schreiner, Architekten, Heizungsbauer und Fachleute für Regionalentwicklung und Naturschutz arbeiten im Initiativkreis seit 10 Jahren Hand in
Hand zur Förderung regionaler Wirtschaftskreisläufe. Sie setzen sich damit in gemeinnütziger Art für den Absatz des Holzes in der Frankenalb ein.
Mitveranstalter der Jubiläumsfeier war die Europäische Metropolregion Nürnberg, denn auch sie will das Bewusstsein für regionale Wirtschaftskreisläufe stärken. Die Metropolregion Nürnberg besitzt eine Vielfalt attraktiver Städte und ländlicher Räume, die von der Stärkung der regionalen Wirtschaftskreisläufe profitieren. Die Metropolregion setzt auf Lebensqualität und damit auch eine starke Stadt-/Land-Partnerschaft. Mit der Regionalkampagne „Original Regional“ , die als Modellprojekt der Bundesraumordnung (MORO) gefördert wird, sollen regionale Wirtschaftskreisläufe initiiert und gestärkt werden. Der Initiativkreis Holz ist bereits als „Bestes Beispiel“ Akteur in der Regionalkampagne, bildet er doch vom Baum bis zum Möbelstück
den Wirtschaftskreislauf „Holz“ ab.
Anliegen der Metropolregion
- Bewusstsein schaffen für die Zusammenhänge und Folgen eines erhöhten Konsums regionaler Produkte und Dienstleistungen
- Aktivierung der in der Region aktiven Regionalinitiativen, ihre Fachkompetenz in die Regionalkampagne einzubringen
- Öffnung der in der Region aktiven Regionalinitiativen für eine Vernetzung untereinander und damit Synergieeffekte durch gemeinsame Projekte
- langfristig Stärkung des Regionalbewusstseins und Erhöhung des Konsums regionaler Produkte und Dienstleistungen
Weltrestaurant am Freitag Abend
Experimenteller Höherpunkt der Jubiläums-Feierlichkeiten war sicherlich die Auftaktveranstaltung am Freitag Abend. Rund 90 geladene Gäste erlebten einen informativen Abend, mit lebhaften Diskussionen, kulinarischen Genüssen und vielen Gelegenheiten zum ‚Netzwerken’.
Freie Platzwahl war an diesem Abend nicht gegeben: Ohne Rücksicht auf familiäre oder freundschaftliche Beziehungen erhielten die eintreffenden Gäste in Form eines Zahlencodes auf ihren Namensschildern Hinweise darauf, wann sie an welchem der acht Tische Platz nehmen sollten. (Vorteil / Mehrwert: Es lässt sich eine immer neu verteilte Zusammensetzung der Diskussionsgruppen erreichen; höchst möglicher Durchmischungsgrad; fast jeder lernt jeden kennen.) Über eine auf dem Namensschild ebenfalls gut sichtbaren Zuordnung zu der Kategorie ‚Verbandsvertreter’, ‚Politik’, ‚Presse’, ‚Unternehmer’, ‚Metropolregion’ und / oder ‚Mensch’ war auf den ersten Blick erkennbar, mit wem ‚man’ es zu tun hatte. (Vorteil / Mehrwert: erleichtert
die Besucher-/Teilnehmeranalyse in der Nachbereitung).
Roland Zimmermann vom Bayerischen Rundfunk führte als professioneller Moderator durch das Programm. Mit teils provokanten Thesen und launigen Kommentaren leitete er jeweils die vier Themenfelder des Abends ein. Einzelne ‚Experten’ und Politiker wurden um Statements gebeten bzw. mit vermutlich häufig auftauchenden
Fragen konfrontiert. Dadurch wurden bereits inhaltliche Impulse für die anschließenden Gespräche an den Einzeltischen gesetzt. (Vorteil / Mehrwert: klärt auf, erleichtert den Einstieg in die Diskussion, verhindert Grundsatzdiskussion). Dann waren die Gäste an der Reihe: Einem Menue entsprechend – und auch tatsächlich mit kulinarischen Leckerbissen von ‚Heimat auf’m Teller’, einem Netzwerk von Erzeugern,
Direktvermarktern und Gastronomen aus dem Nürnberger Land, untermalt –galt es, vier konkrete Fragen zu beantworten. Die Federführung übernahmen dabei nun die ‚Protokollanten’ an den acht Tischgemeinschaften. (Aufgabe der Protokollanten:Steuerung der Diskussion, Festhalten der Diskussionsinhalte. Vorteil /
Mehrwert: verhindert Grundsatzdiskussionen bzw. Themaverfehlungen und hält Ergebnisse fest). Zunächst machten sich die Mitglieder der Tischgemeinschaft in einer Mini-Vorstellungsrunde miteinander bekannt. (Vorteil / Mehrwert: Anknüpfungspunkt zum Netzwerken und persönliche Gespräche nach ‚getaner Arbeit’). Dann wurde das ausgewählte Thema bzw. die jeweilige Frage diskutiert. Das Menue bestand
aus folgenden Fragen bzw. Aufgaben:
1. Was kann der einzelne, was kann die Politik tun, um das Heizen mit heimischen Holz voranzubringen?
garniert mit „Feurigem Hackschnitzel-Forellen-Filet“
2. Wie würden sie ein regionales Holhaus bewerben?
garniert mit „Rote-Beete-Kartoffel-(Holz-)Haus in Kürbissuppe“
3. Analysieren oder vervollständigen Sie folgenden Satz: „Der steuerfreie Mehrwert
durch den Einrichter vor Ort und das Holz aus den Wäldern der Nachbarschaft
liegt nicht nur in der Langlebigkeit durch lebenslangen Service. ...
garniert mit „Knödelsofa neben Sauerbratentisch und Rosmarin-Gummibaum“
4. Welche Rolle kann / soll die Metropolregion im Themenfeld Regionale Wirtschaftskreisläufe
Ihrer Meinung nach spielen? Welchen Nutzen erwarten Sie sich für Ihre Gemeinde / Stadt / Unternehmen / Initiative durch eine Mitarbeit in der Metropolregion Nürnberg?
garniert mit „Metropol-N- Baiser auf Quittenparfait“
Thematisch wurden u.a. folgende Aspekte diskutiert und kommuniziert:
- Zusammenhänge von Holzerzeugung und Holznutzung,
- ökologischer und ökonomischer Wert, den regionales Holz in der Region schafft,
- Vorteile des Rohstoffes Holz als CO2-neutrales Brennholz,
- Vielfalt regionaler Holzprodukte vom Möbel über den Baustoff bis zum Brennholz,
- Vorteile und Bedeutung einer nachhaltige Holznutzung,
- Möglichkeiten durch Kommunen, Privathaushalte, Unternehmen und Öffentliche
Hand, die Nutzung des Rohstoffes Holz voranzutreiben,
- Nutzung der Plattform Metropolregion für diese Ziele.
Nach jedem Gang mischten sich die Gäste neu. Dadurch waren sich am Ende der Veranstaltung fast alle Teilnehmer in einer der Diskussionsrunden einander begegnet. Durch die recht konkreten Themenvorgaben wurden Einschätzungen abgegeben, Ideen entwickelt … und eventuell auch kreative Marketingslogans erfunden.
Für die Verbreitung der teilweise doch recht komplexen Zusammenhänge hat sich diese Methode daher bewährt. Sie ist durchaus übertragbar auf andere Veranstaltungen mit ähnlicher Zielsetzung. Voraussetzung ist allerdings eine sehr detaillierte (und zeitintensive) Vorbereitung, wie sie hier in vorbildlicher Weise erfolgte. Auch hat es sich bewährt, den Verlauf des Abends bereits im Einladungsschreiben knapp zu schildern, um die Gäste nicht mit der an sie gerichteten ‚Aufgabe’ zu überrumpeln . Das „Kommunikations-Experiment“ des Initiativkreises Holz ist in jedem Falle gelungen. Das Ziel des Abends, einen tieferen Einblick in die Struktur regionaler Wirtschaftskreisläufe am Beispiel des Initiativkreises Holz in der Metropolregion zu geben, wurde sicherlich erreicht.
Als wertvoll wird sich auch die Nachbereitung der Veranstaltung erweisen, bei der die von den Protokollanten festgehaltenen Diskussionsergebnisse gesammelt und ausgewertet werden. Die Auswertungen der Protokolle werden allen Beteiligten zugänglich gemacht.
Klassische Hausmesse am Samstag
An den beiden folgenden Tagen stellten alle Mitglieder und viele Freunde des Initiativkreises ihre Arbeit vor. Das Programm am Samstag richtete sich mit Informationen zu Energie-, Bau- und Möbelholz vor allem an Bauherren/-frauen. Die Fachleute des Initiativkreises referierten in 10-minütigen Vorträgen über Energie, Bauen und Möbel aus heimischem Holz.
Metropoltag am Sonntag
Der Sonntag war als ‚Metropoltag’ betitelt. Neben Bauherren/-frauen war an diesem Tag auch die Politik angesprochen. Mit einem ‚Bilderbogen’ blickte der Initiativkreis auf herausragende Events in seiner Bestehenszeit zurück. Anschließend machte der Sprecher des Forums Marketing, Dirk von Vopelius in seinem Fachbeitrag „Die Metropolregion is `ne Marke“ deutlich, dass die Metropolregion eine gute Plattform für
die innerregionale Zusammenarbeit bildet. Wenn sich die bestehenden Initiativen stärker vernetzen, gemeinsame Veranstaltungen und Projekte durchführen, kann das Thema Regionalprodukte und regionale Dienstleistungen aus seinem Nischendasein geholt werden. Die Metropolregion Nürnberg hat dazu im September 2008 mit dem Marketingverein eine Regionalkampagne „Original Regional“ gestartet, die
durch Plakataktionen, eine eigene Website, Anzeigen und eine Artikelserie das Thema öffentlich macht.
Schließlich stellten die Initiativkreismitglieder in dreiminütigen Aufzugsreden (Elevatorspeech) ihre jeweilige Arbeit vor. Der Kreativität waren dabei keine Grenzen gesetzt; nicht auf klassische Faktenvermittlung kam es an, sondern auf emotionale Überzeugung vom Wert, Nutzen und der Freude am Holz der Region. Parallel zu den Aufzugsreden lief eine ‚Holzzuwachs-Uhr’, die visualisierte, wie viele Holzhäuser, Dachstühle oder schlicht Festmeter in diesen drei Minuten in Europa, Bayern oder dem Nürnberger Land nachwachsen.
Besonders eindrucksvoll waren dabei anschauliche Zahlenbeispiele, die etwa zeigten, dass allein aus dem jährlichen Holzzuwachs rund um Hersbruck, Altdorf und Lauf jährlich rund 2.000 Holzhäuser gebaut werden könnten, d.h. über 5 Häuser pro Tag. Auch überraschend für viele ist, dass mit der anfallenden energetisch nutzbaren Wald- und Sägerestholzmenge von ca. 180.000 t pro Jahr rund 22.000 Haushalte mit Strom versorgt und zusätzlich weitere 25,5 Mio l Heizöl gespart werden könnten..
Auch auf diesem Wege informierte der Initiativkreis Holz aus der Frankenalb über die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten des heimischen Holzes und machte die ökologischen und ökonomischen Vorteile dieses Rohstoffes für die Bewohner und die Wirtschaft der Region deutlich.Fazit aus Sicht der Metropolregion
Am Beispiel des Wertstoffes Holz ist es mit dieser Veranstaltung sicherlich gelungen, den Besuchern die Zusammenhänge und Folgen eines erhöhten Konsums regionaler Produkte und Dienstleistungen zu verdeutlichen. Es wäre sehr wünschenswert, wenn der Initiativkreis Holz seine Fachkompetenz auch in weitere Projekte der Regionalkampagne einbringt. Über eine Vernetzung mit ähnlichen Initiativen in der Metropolregion
und die Durchführung gemeinsamer Projekte könnten alle mehr Durchschlagskraft entfalten.
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Pressespiegel auf der Homepage
Der kurze Holzweg, Samstag und Sonntag
Liebe Frau Dr. Schläger-Zirlik,
Ich freue mich über Ihre sympathische und kurzweilige Zusammenfassung der drei Tage auf dem "Kurzen Holz-Weg" nach und in Unterkrumbach. Daneben (v)erblassen alle anderen Berichte über diese gelungene Première.
Alice Niklaus aus dem Hutangerwunderland
Kommentiert von: Alice Niklaus | 20. November 08 um 18:01