von Alice Niklaus
Ein heisser Tag kündigte sich an, denn Chucho hatte sein Shirt als Turban über den Kopf drapiert. Der schöner schwarzer Zopf hatte sich aufgelöst, die Haare boten somit seinem Rücken genügend Schutz vor der Sonne. Pascal war schon auf der Weide bei den Lamas. Er hatte Nachschub für die Tiere gebracht, die freuten sich über das Körnerfrühstück. Douch hat doch immerhin eine holprige Zufahrtstrasse, auf der wir allerdings nie ein Auto fahren sahen, ausser heute den alten Citroen von Pascal.
Ein erstes Ziel ist der Mont Caroux auf etwas über 1000 m ü.M. Vorher hatten wir noch einmal die Möglichkeit, einen Blick in das Héric-Tal zu werfen, durch das wir vor zwei Tage aufgestiegen waren. Gleichzeitig war es ein Abschied von der einzigartigen, wilden Heimat der Mouflons.
Der Aufstieg zur Hochebene war eine Prüfung, wobei die Lamas bedeutend besser abschnitten als wir. Erstens brauchten sie kein Wasser, sie können drei Tage ohne zu trinken ausharren. Zweitens hatten sie links und rechts einen gedeckten Tisch, denn auch stachliges Gebüsch hielten sie nicht vom Fressen ab und drittens haben sie einen absolut sicheren Tritt und viel Ausdauer.
Auch wandern über die Hochebene war spannend, interessant die bizarren Felsen, heiss die Sonne, liebenswert die Lamas in ihrer dicken Wolle rundum. Der Adler kreiste.
Dann querten wir ein Hochmoor, kamen vorbei an ca. 100 Bienenstöcken, labten uns an Heidelbeeren, die hier üppig Früchte anboten. Auf dem Mt. Caroux war ich überrascht über den weiten Blick, der uns in der Ferne das Meer erkennen liess, sogar die Hafenstadt Sète orteten wir. Unter uns schlängelte sich der Fluss Orb. Schön langsam wurde mir bewusst, dass das einfache Leben sehr bald zu Ende gehen würde.
Aber vorher feierten wir nochmals eine Siesta, die es in sich hatte. Ein lukullisches Picknick, ich zähle gerne ein letztes Mal auf: gekochter Buchweizen, Blutwurst, Käse, Brot, Wein, Kaffee und des gâteaux, wie immer garniert mit Blüten. Und als Krönung ein Bad im Bergbach. Um 18.30 Uhr brachen wir auf, wanderten nochmals zwei Stunden, durchquerten den Forêt des Ecrivains Combattants. Hier haben bekannte zeitgenössische französische Dichter im Rahmen der Wiederaufforstung Gedenksteine erhalten. Der Platz gilt als Attraktion und als Anstoss für Sponsoren, sich an den Kosten für die Aufforstung zu beteiligen. Müde und hungrig kamen wir in unserer letzten Unterkunft, dem Sportheim der Gemeinde Combes, an. Hier trafen wir auch wieder die Sud Escapades-Wandergruppe, überhaupt war es vorbei mit der Stille der vergangenen Tage. Auf der Weide die Lamas, sie anzuschauen war tröstlich.
Fortsetzung und Schluss folgen demnächst.
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