Es ist nicht leicht volle drei Tage freizuschaufeln, um der Werksfahrt von Miele beizuwohnen. Aber erstens wäre es fair, die vertraglich vereinbarten Schulungen und Veranstaltungen auch mitzumachen und zweitens zeigen Werksführungen viel mehr von einer Firma, als Produkte und Prospekte.
Genial war schon mal die Art der weiten Reise nach Gütersloh in einem Bistrobus, der im oberen Stockwerk absolut bequeme, schlaftaugliche Plätze bot und unten ein richtiges Bistro im Berghüttenstil mit Kaffeeautomat, Zapfhahn, Mittagessen und liebevoller Betreuung. Mal ganz davon abgesehen, dass die Reise CO²-technisch vorbildlich war, spart man das ganze Flughafen oder Zuggedöns und kann sich auch während der Fahrt schon gut unterhalten, oder ein wenig Arbeiten, noch dazu, wenn man sogar eine Steckdose für das Notebook findet.
In Gütersloh angekommen, empfing uns Reinhard Schmidt, der von jetzt an für Infos und gute Laune zuständig war. Der Einstieg war das neue Mielemuseum, das anlässlich des hundertsten Geburtstags mithilfe vieler Wettbewerbe im Studenten und Designermilieu liebevoll und innovativ gestaltet wurde. Begonnen hat die Mielegeschichte 1899 mit Butter- und Waschmaschinen aus gut getrocknetem Eichenholz. Zwar wurden nur 125 Autos gebaut (1912-1914), dafür unzählige Fahrräder (1924-1960), Motorräder und jede Menge Staubsauger (ab 1927).
Als einziger Hersteller für Haushaltsgeräte ist Miele immer noch im Besitz der Familien Miele und Zinkann, die angeblich in der Firmengeschichte keinen einzigen Kredit benötigt haben (des wär für uns scho ah schee, seufz ...). Nach dem Museum versuchte man vergeblich der Planlosigkeit von uns 29 Mielehändlerinnen und Händlern durch Planwagenfahren Herr zu werden, was nur bedingt gelang. Um (Münster-)Land und Leute besser zu verstehen, haben wir brav regionale Spezialitäten, wie Liköre und Brände verkostet was allerdings nur anfänglich beim Verständnis half.
Tags darauf besuchten wir das Werk für Backöfen in Oelde, vom Wareneingang über die Herstellung der Backmuffen bis zur Emaillierung. Die Halle, in der die geniale Perfect Clean Beschichtung aufgetragen wird (da klebt nichmal ein Post-it-Zettel), gehört leider zum Hochsicherheitstrakt, auch der Rest des Werkes durfte nicht fotografiert werden, was schade für die Erinnerung ist. Kann mir nicht vorstellen, dass Geheimnisse gefährdet würden oder wir Dinge zu sehen bekamen, die nicht auch auf der DVD zu sehen wären, aber bei so alten Firmen ist der Weg in die Transparenz und Offenheit meist noch ein langer. Herr Luthe aus der Entwicklung konnte dem folgenden Gespräch mit der Erwähnung einiger Problemzonen anscheinend nur wenig abgewinnen, vielleicht war er aber auch nur in Hektik.
Feines Mittagessen in einer Tenne – so heißt der mittlere Teil eines Bauernhofes, der mit dem Wagen befahren wurde – und danach ging´s nach Bielefeld, wo die Spülmaschinen gebaut werden. Dieses Werk ist das modernste, die Spülmaschinenfertigung ist hochgradig automatisiert. Viele Details werden von den Betriebsführern erklärt, das Verständnis für die Unterschiede zwischen Modellen und Herstellern wächst, man sammelt wertvolle Gründe für den Verkauf und die Preisargumentation.
Zurück nach Gütersloh in die Ausstellung, wo uns in Ermangelung der Mieles und Zinkhanns der technische Geschäftsführer Dr. Eduard Sailer empfing und ein wenig aus dem Nähkästchen plauderte. Anschließend kamen wir zu Mielekoch Detlev Wanzek, der uns mit 5 wunderbar vorbereiteten Arbeitsplätzen überraschte. Obwohl vorher eigentlich keiner so richtig Lust hatte, haben dann doch alle den Kochlöffel geschwungen, heraus kam ein gemeinsam liebevoll zubereitetes Menü. Zwischen den Hauptgang und das Dessert schob sich noch eine nette Kabaretteinlage vom WDR-bekannten Choos ?????? . Gemeinsames Kochen ist einfach die beste aller gruppenbildenden Maßnahmen, die geniale Küche mit zwei zusätzlichen Hilfsköchen und zwei Damen für den Service nahm dem Köchen alles, was mit Arbeit zu tun haben könnte.
Und natürlich wurde an der Hotelbar noch viel über die Vor- und Nachteile der neuen Geräteserie diskutiert, über die unverständlichen Vermarktungskonzepte mancher Konkurrenten und warum der neue Tepan Yaki überarbeitet werden muss und wird.
Zu unmenschlicher Zeit – um 7:30 – war am nächsten Morgen die Abfahrt zum 1925 entstandenen Dunstabzugswerk nach Arnsberg angesetzt, in der Hoffnung, rechtzeitig zum Spiel Deutschland-Türkei wieder daheim zu sein. Dieses Werk ist der Manufaktur trotz Laser- und Abkantautomaten noch am nähesten, es fertigt alle Miele Dunstabzugshauben und freut sich über langsam wachsende Auftragseingänge. Werkleiter Manfred Korf zeigte die Fertigung von der Edelstahlplatte bis zur fertig montierten und pulverbeschichteten Haube.
Danach ab in den Bus und einmal Deutschland Nord nach Süd.
Diese durchaus gelungene Veranstaltung wird bei Miele anscheinend immer noch als Belohnung für die Händler gesehen, was ganz nett ist, andererseits fände ich die Möglichkeit zum Dialog wesentlich reizvoller. Mit ein paar Programmpunkten zu den Produkten, zur Entwicklung oder deren Anwendung könnte man wenigstens den Eindruck erwecken, dass die Meinung der Händler interessiert, aber das zählt wohl noch nicht zum Konzept. So schön der Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen und unseren ausgesprochen angenehmen Außendienstlern auch ist, ich hatte mir mehr Meinungsaustausch mit Leuten erhofft, die die Geräte entwickelt haben, in denen wir immer wieder keline Verbesserungsmöglichkeiten entdecken.
Allein die Führung durch die Werke war den Aufwand bereits wert und auch unser Küchenbauer Helmut Neugebauer sollte unbedingt mal an der Fahrt teilnehmen, allerdings erst, wenn unsere aktuell vielen Küchen fertig montiert sind...
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