Christian Schüle las am 17.August 07 in unserer Werkstatt aus seinem Buch Deutschlandvermessung.
Gerda Münzenberg informierte ihn per Weblog "Nachrichten aus der Provinz" über die Eindrücke, die er hinterlassen hat und stellte noch einige Fragen. Hier seine Antwort:
natürlich erinnere mich an Sie! Leider komme ich (das Rasen der Zeit, da haben Sie es...) erst jetzt dazu, mich sehr herzlich für Ihren öffentlichen Brief vom 23.August zu bedanken, mit dem Sie mir eine große Freude bereitet haben. Die Lesung bei den Möbelmachern war eine rundum schöne Erfahrung, die mich stolz sein lässt, dass so gebildete und interessierte Leserinnen wie Sie den einen oder anderen Gedanken der „Deutschlandvermessung“ in kleineren und größeren Kreise weiter diskutieren. Nichts wagt ein Autor mehr zu wünschen als dies (zumal er genau das als Ideal ausgegeben hat)!
Sie haben ganz recht: der von mir skizzierte Ichling ist nicht direkt die Blaupause für einen Mittdreißiger „auf dem Land“. Während der Gespräche nach der Lesung wurde mir klar, dass das sicher eine heikle Verallgemeinerung ist, und auch jene Frage bleibt, wie man eine Sprache entwickeln kann, die die Ichlinge aller Schichten, also auch der untreren. erreicht, denn darum geht es ja, um ein schichten- und generationenübergreifendes Bewusstsein. Ich denke seit meinem Besuch sehr darüber nach.
Ich habe Hersbruck am Samstag mit einem Gefühl großer Erfülltheit verlassen, einem Gefühl von Wärme und großer Sympathie, und ich bin glücklich, dass das, was ich schreibe und anzubieten habe, von solch debattierfreudigen Menschen an- und aufgenommen wird. Von nichts werde ich mich abbringen lassen, diesen Weg weiter zu gehen, und das nächste Buch, wann immer es erscheint, wird verfasst sein im Wissen darüber, dass solcherart geistige Auseinandersetzung nicht nur eine der schönsten, sondern auch eine fruchtbringende Art zwischenmenschlicher Kommunikation ist. So etwas lässt sich nicht am Markt verhandeln. So etwas ereignet sich zwischen offenen Menschen im offenen Raum im gemeinsamem Aufbegehren gegen die Kontinuität des Schwachsinns.
Ganz besonders danke ich Ihnen schießlich für Ihre Worte Kapitel „Das deutsche Testament“, Ihr Urteil bedeutet mir viel.
Wann immer Hersbruck es mag, werde ich wieder zu einer Lesung kommen, und wieder wird alles so gut organisiert und wohltuend durchgeführt sein, eine verständige Geneigtheit, von dem all die, die in den großen Städten leben und oft das Gefühl und die Leidenschaft verloren haben, nur lernen können. Darum, im übrigen, wird es in dem Roman gehen, den ich jetzt zu schreiben beginne: um den Verlust des Spürens und der Hingabe.
Seien Sie sehr herzlich gegrüßt von
Ihrem
Christian Schüle
(P.S. Und Sie werden es nicht glauben, aber in der Tat war ich mit meinem Neffen Noah erst am Badesee, dann im Biergarten, schließlich im
Kino....)
Hier nochmal Gerdas Artikel zum nachlesen.
Alle Artikel zum Thema unter der Rubrik ZEIT zu leben.
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