Nun, wie soll man diese kleine Geschichte vom Umgang der Taz mit Probe-Abo- Umwandlungs-Verweigeren erzählen und wo anfangen? Am besten am Anfang.
Letztes Jahr bekam ich von der taz (die tageszeitung - die mit der Pfote) ein unschlagbares Angebot. Ein Probeabonnement für unter Hundert Euro für den Rest des Jahres. Eine super Offerte, die ich aus zwei Gründen sehr gerne angenommen habe. Nicht nur aufgrund der Tatsache, dass die taz in meinen Augen die definitiv beste Tageszeitung auf dem deutschen Markt ist und ich sie mir regelmäßig am Kiosk eh gekauft habe (was in Bayern manchmal gar nicht so einfach ist ) und sicherlich auch weil ich mir als Noch- Studentin ein reguläres Abo nur schlecht leisten konnte. Ach ja – mittlerweile bin ich diplomierte Betriebswirtin mit den Schwerpunkten Umweltmanagement und Außenwirtschaft. Dass während eines BWL- Studiums das Fach Marketing nie zu kurz kommt, dürfte hinreichend bekannt sein, auch wenn man andere Schwerpunkte wählt.
Da habe ich nun also die taz einige Monate genießen dürfen und dies auch hinreichend getan. Dann kam das Ende des Jahres und damit auch das Ende des Abos und in diesem Zusammenhang ein Brief von der taz. Darin wurde ich aufgefordert, das Probeabo in ein Vollabo umzuwandeln, was ja aus Sicht der Zeitung völlig legitim und verständlich ist. Nur die Tatsache in welchem Tonfall der Brief geschrieben war, hat mich schon verwundert.
“... Also gut, dann schreibe ich Ihnen eben. Ich lege zwar keinen besonderen Wert auf meinen Namenstag, aber ich könnte mir trotzdem etwas schöneres vorstellen, als Ihnen zu schreiben. ...
... Sie merken schon, ich bin eine wenig sauer auf Sie. ...
... Sie kennen die taz jetzt ausführlich. Dann geben Sie sich doch einen Ruck und wandeln Ihr Probeabo jetzt endlich in ein Vollabo um! Sonst, verdammt nochmal, muss ich Ihnen vielleicht sogar noch mal schreiben!“. ...
Die Tatsache, dass ich angeblich schon einen Brief bekommen haben sollte und einen Anruf von der taz- Aboabteilung nahm der Schreiber als Grund dafür, dass er sich einen „pampigen Tonfall“ leisten konnte, den ich doch bitte entschuldigen sollte, falls mich eines von beiden nicht erreicht haben sollte. Nun, mich hat weder der erste Brief noch ein Anruf erreicht. Dementsprechend überrascht war ich über Art und Weise des Schreibens. Aber das wäre schon noch erklärbar gewesen, wenn man sich in die Lage des Schreibers versetzt. Was mich dann aber wirklich enttäuscht hat, war der doch sehr persönliche Angriff, dass es sich bei mir um einen – nennen wir es Aboschlecker handeln könnte.
Zitat: „Vielleicht konsumieren Sie Ihre Zeitung ja ganz besonders preisbewusst. Bestellen hier mal ein Probeabo und mal dort, immer möglichst günstig oder gar kostenlos und bei Ihnen daheim stapeln sich bereits die Abo-Prämien.“
Es ist ja nicht so, dass mir diese Marketingstrategien gänzlich unbekannt sind. Einschüchterung und Provokation gehören zu den durchaus verbreiteten Methoden um Konsumenten bei der Stange zu halten. Nur werden sie in der Regel eher von weniger umsichtigen Unternehmen benutzt, um ihre weniger weitsichtigen Kunden zu binden. Insofern passt das nicht zu taz und hat mich als Fan der Zeitung verwirrt und auch betrübt.
Dazu noch der Umstand, dass der Verfasser des Briefes auch nicht telefonisch erreichbar war, denn ich hätte diesen Brief gerne mit ihm besprochen. Seltsam. Ob fehlender Alternativen und der Tatsache, dass auch ein Großteil der anderen Mitarbeiter der taz den Brief als ziemlich daneben eingestuft haben, werde ich der taz im Herzen auch weiterhin treu sein (und an ausgesuchten Kiosken kaufen) und hoffen, dass diese Art der Kommunikation bei der taz keine Schule machen wird. Manchmal kann und soll man sich schon wundern. Denn schliesslich ist es das, was die taz normalerweise auch Tag täglich bei Ihren Lesern hervorzurufen sucht und findet.
Ich bin in der taz-Genossenschaft und auch sonst sehr engagiert für die taz, aber soetwas habe ich noch nicht gehört...
Möglich, dass das ein Einzelfall ist und der Abo-Mensch einen schlechten Tag hatte, aber selbst als Einzelfall ist das einmal zuviel.
Ich werde das bei der nächsten Genossenschaftsversammlung mal ansprechen.
Daniel
Kommentiert von: theFRAGGLE | 21. Februar 07 um 16:01
Antwort der taz:
"... vielen Dank für Ihre Email. Wir brauchen diese Rückmeldung, weil die interne Kritik an Mailings, die die taz verlassen, ja oft nicht gehört wird.
Ja, es gab diesen fürchterlichen Brief und er ist bewußt so verschickt worden, obwohl wir gerade hier aus den Kundenabteilungen (Abo und
Genossenschaft) gegen diese Art des Anschreibens war. Leider haben wir uns mit unserer Kritik nicht durchsetzen können.
Ich hoffe, es findet ein Umdenken statt.
Mit Grüßen aus der taz Berlin ..."
Kommentiert von: theFRAGGLE | 21. Februar 07 um 16:52
Schade, dass die taz so etwas macht. Solche Schreiben sind eigentlich unverschämt - da kommt man auch mit "Realsatire" nicht mehr weit.
Kommentiert von: Andreas Meyer | 21. Februar 07 um 17:28
manueller Trackback von blogpaganda.de:
"[...] Man muss nicht erst groß ins Web2.0 einsteigen und an der Blogpaganda-Schraube drehen, um auch mal eine schlechte Marketing-Kampagne zu fahren. Ein dummdreister Brief mit einem Schuss Angst-Appell tut’s auch. [...]"
http://www.blogpaganda.de/2007/02/22/taz-muss-nicht-sein-leserin-vergrault/
Kommentiert von: Stefan Kirsch | 25. Februar 07 um 13:42