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Zunächst die Übersetzung des Konferenztitels: "Geschäftsnutzen von Vielfalt und gleichberechtigter Teilhabe für KMUs (kleine und mittelgroße Unternehmen)." Limassol, Zypern vom 29.-30.Oktober 2006.
Genaugenommen geht es um Chancengleicheit und gegen Diskriminierung aus Gründen des Geschlechts, der Religion und Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Orientierung. Das Anti-Diskriminierungsgesetz macht daraus eine Straftat, das definierte Hauptziel der Konferenz war "...auf die Bedürfnisse von KMUs in den Bereichen Sensibilisierung, Information und Training zu reagiern." (Nicolaus van der Pas, Generaldirektor für Beschäftigung, soziale Angelegenheiten und Chancengleichheit der Europäischen Kommission).
Wenn man nach vier (wegen Consumenta, Kalender und homepage nur schwer freizuschaufelnden) Tagen zurückkommt, fragt die Familie, die Belegschaft und jeder vernüntige Mensch: "Was hat´s gebracht?" Das lässt sich nur schwer beantworten und vielleicht helfen mir deutschsprachige Teilnehmer bei der Ergebnisfindung in den Kommentaren ( so schwierige Themen kann ich auf Englisch nicht ohne Peinlichkeiten formulieren, aber Übersetzungsprobleme sind sicher eines der großen Probleme der ganzen EU trotz genialer Simultanübersetzerinnen). Also was hat´s gebracht zusammen mit 50 Unternehmern und 80 Mitgliedern von Verbänden, Vereinen, Kammern , NGOs (Nicht Regierungs Organisationen).
Nur ganz kleine Denkanstöße für die eigene Firma, dafür war die Vielfalt von 130 Teilnehmern aus 25 Ländern einfach zu groß. (Die Konferenz war die erste ihrer Art und der Unternehmeranteil war angeblich noch nie so hoch wie auf Zypern). Die meisten Unternehmer waren ja auch eingeladen, weil sie in Richtung Gleichberechtigung und Anti-Diskriminierung schon etwas geleistet hatten (wir wurden wegen des Handwerkspreises 2005 und dem hohen Frauenanteil in der Ausbildung vom Zentralverband des Deutschen Handwerks ZDH vorgeschlagen).
Trotzdem war es eine Bereicherung und einfach schön dabeigesen zu sein, weil man einen winzigen Einblick in die Schwierigkeiten der Arbeit der EU erhaschen konnte, weil man einige interessante, nette, und aktive Menschen kennen gelernt hat und weil man ganz am Rande dank der engagierten Organisatoren auch ein wenig von Zypern mitbekommen hat
Schwimmen in der Ägäis
fei schee is.
Achtung fränkisch, für andere Konferenzteilnehmer wohl nur schwer zu verstehen.
Es ist keine Frage, Antidiskriminierung ist ein wichtiges Thema und ich bin fest überzeugt, das engagierte Nachhaltigkeits-EFQM Assessoren auch in den nach Besitzerangaben "Diskrimierungs-problemfreien" Betrieben noch Verbesserungspotentiale finden könnten. Trotzdem ist die Forderung der Veranstalter nach einem eigenen Diversity Managementsystem nach dem Vorbild der Großen mal wieder "eine neue Sau, die durchs Dorf getrieben wird" (nach ISO, Benchmarking, Emas, Balanced Scorecard, CRM, CSR oder wie modische Managementmethoden heute heißen). Diesen schweinischen Lieblingsausdruck von Thomas Merten aus unserer Sustainable Excellence Group konnten mir leider nichtmal die beiden Simultanübersetzerinnen vernünftig ins Englische übertragen. Denn es geht ja im Kleinbetrieb nicht wirklich um Managementsysteme oder Prozesse, sondern um Werte. Diese zu verändern, ist nun mal einer der schwierigsten Aufgaben der Didaktik, nicht nur der europäischen. Erst vor wenigen Tagen haben wir an unserem Brotzeitisch die Aussagekraft von "Hose unterm Arsch" für die Arbeitsmotivation ebenso heftig wie kontrovers diskutiert.
Vor ca 7 Jahren, als alle Welt versuchte Nachhaltigkeitsanalysen, Nachhaltigkeitsmanagementsysteme und andere beratungsintensive Prozesse einzuführen, kam die Sustainable Excellence Group zu dem Schluss, dass sich Nachhaltigkeit am besten im Rahmen eines EFQM-Qualtitätsmangamentsystems einbinden lässt. Seitdem arbeiten wir gemeinsam an den Formulierungen die bereits im Jahr 2004 Einlass in die Brüsseler Neufassung gefunden haben. Wir bekamen von der deutschen Bundestiftung Umwelt 50 000 Euro, um das EFQM-System auch für kleine und mittlere Betriebe interessant zu machen. Und wer sich mit Nachhaltigkeitsthemen ernsthaft auseinandersetzt, oder einfach mit zukunftsorientiertem, verantwortungsvollem Führungsstil, bei dem dürfte Diskriminierung eigentlich keine große Rolle spielen.
Wer zum Beispiel das Glück hat, die die Geschäftsführerin des zum familienfreundlichsten Betrieb Deutschlands gekürten Metallbauers Schönberger, Sabine Schönberger kennenzulernen, der glaubt ihr auch ohne Zertifizierungsgedönse, dass in Ihrem Betrieb Werte vor- und gemeinsam gelebt werden. Der versteht auch, dass Familienfreundlichkeit, Gleichberechtigung und ein vernünftiger Umgang mit Mitarbeitern ein Weg des Erfolgs ist, den sie nach der Krankheit ihres Vaters kurzerhand mit ihrer Schwester und ihrem Mann gehen musste. (Es versteht sich von selbst, dass sie den von der Handwerkskammer vorgeschlagenen Weg des Konkurses und Neuaufbaus auf Kosten der Lieferanten und Mitarbeiter ausgeschlagen hat).
In diesem Zusammenhang fanden es einige deutsche Konferenzteilnehmer tragisch, dass nicht (wie ursprünglich mit ihr und auch uns ausgemacht) die kleinen Betriebe referierten und ihre konkreten, (an-)greifbaren Massnahmen dem Rest der europäischen Welt zur Diskussion, sondern Berater. Die wollen das Thema natürlich theoretisch, wisenschaftlich aufarbeiten, die (im Anschluss vieldiskutierte) im Nebsensatz erwähnte Praxis eines Bäckers blieb die Ausnahme.
Aber es geht eigentlich schon nicht mehr um die Konferenz auf Zypern, es geht streng nach EFQM-Methodik um Verbesserungspotenzial, um kleine Anregungen und Vorschläge, die weitere eher national geplante Veranstaltungen, ein bisschen konkreter machen könnten.
Lustigerweise entstand unsere Vorschlagsammlung nach einer heftigen nächtlichen Diskussion von Sabine und mir mit einem reichen britischen Hotelgast, der solche Veranstaltungen generell für überflüssig erklärte. Natürlich wissen wir nicht, ob unsere Vorschläge die Veranstalter interessieren, oder ob sie jemand um- oder sogar übersetzt, aber wir glauben, dass diese Arbeit das Verhältnis von dem in uns investierten Geld und der von uns investierten Zeit in ein noch besseres Verhältnis bringt.
Eine andere Erkenntnis war, dass es viele Teilnehmer gab, die von den Ergebnissen der Konferenz hochgradig begeistert waren und die sogar die schon so oft gespielten Spielchen (Auswahl von zwölf aus 20 Berufgruppen, die eine neue Gesellschaft auf einer Insel aufbauen sollen; Namenschildtausch und Blindcharakterisierung nur aufgrund des Namens und des Herkunftslandes) als erkenntnisreich einstuften. 25 Länder, 130 verschiedene Erwartungshaltungen, Praktiker und Theoretiker, Zeithaber und Wichtigereszutunhaber, Lobbyisten und Unternehmer sind nun mal nicht so einfach unter einen Hut zu bringen. Trotzdem muss etwas getan werden um das Arbeitsleben in Europa in die richtige Richtung weiterzuentwickeln. Dafür ist der eigene Betrieb und das eigene Team zunächst das wichtigste Werkzeug, aber die Weitergabe dieser Erkenntnisse für andere ist wichtiges Symbol für europäische Verantwortung.
Leider ist der Diversity Truck, der durch ganz Europa fährt, schon auf lange Zeit ausgebucht, denn die Stop-Diskrimination Kampagne sollte unbedingt auch auf der Future Fair Nachhaltigkeitsmesse in Frankfurt im Mai 2007 vor Ort sein. Denn genauer kann man seine Zielgruppe gar nicht treffen.
In den nächsten Tagen kommt noch ein weniger theoretischer Bericht von Diversity über Tepan Yaki bis Jetski nach.
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Die Abmeldung vor dem Abflug am Donnerstag
Hi herwig,
du hängst ausgerechnet am Tag der Regionen 2006 in Alfeld auf Zypern rum.
Nachdem du das erste Mal seit 9 Jahren den Tag der Regionen geschwänzt hast, hast du den bisherigen Besucherrekord verpasst, die Veranstalter schätzten 10.000 Besuchern. Nachdem nur wenige wußten, dass du nicht da bist, denke ich das es nichts mit dir zu tun hat-).
Nach deinem Bericht aus Zypern habe ich auch einige Parallelen zur Veranstaltung in Alfeld entdeckt.
Alfeld war auch ein geteiltes Dorf, die Alfelder haben sich aber – im Gegensatz zu Zypern – vor 200 Jahren aber wiedervereinigt. Bei der Veranstaltung zum Tag der Regionen haben wir sowohl bei den Ausstellern als auch bei den Besuchern darauf geachtet, dass ein ausgewogenes Verhältniss zwischen Männern und Frauen besteht. Dass die gesamte Veranstaltung sehr viel mit Nachhaltigkeit zu tun hat, brauche ich bei deinen Lesern wohl nicht extra zu erwähnen.
Ich hoffe deine Europäischen Verpflichtungen lassen es zu, dass du im nächsten Jahr wieder dabei bist.
Viele Grüße
Rainer
Kommentiert von: Rainer Wölfel | 05. Oktober 06 um 12:39
Ich wusste, dass das Wort "Schwänzen" auftauchen wird, wenn ich in Zypern europäisch abhänge, aber ich bin in dem festen Vertrauen in Euch geflogen, dass Ihr das jetzt auch schon ohne mich könnt, noch dazu, wenn Euch meine Frau betreut. Schön, dass alle so begeistert aus Alfeld berichten, auf den Zusammenhang mit der geteilten Stadt bin ich noch gar nicht gekommen. Da müssen sich die Türken jetzt schon was einfallen lasse, wenn sie in die EU wollen, auf Zypern hat man nicht den Eindruck, dass sie Regeln der Antidiskriminierung begriffen hätten, eher im Gegenteil.
herwig
Kommentiert von: herwig Danzer | 05. Oktober 06 um 13:21
Hi! You have wondeful guestbook! Thnks for you work! Have a nice day!
Timon.
Kommentiert von: BaseMan | 15. Oktober 06 um 11:47
Hallo liebe Nachhaltigkeits- und auch Anti-Diskriminierungsfreunde,
erstaunlich, dass der Herwig Zeit findet nach Zypern zu fahren, oder? Muss wohl an dem guten Managementsystem liegen, das die Möbelmacher haben. Da ich ja schon als der Autor des Spruches "nicht schon wieder eine neue Sau durchs Dorf treiben" genannt wurde (ich kann mich aber an solche Verbalfäkalien gar nicht erinnern), würde ich gerne das Thema nochmal aufnehmen. Warum macht man um solche Themen, vor allem für KMU, einen solchen Aufwand? Ist das Selbstbeschäftigung oder wirklich ehrliches Interesse an der Veränderung. Sicher diskriminieren wir. Wer das leugnet ist unehrlich. Aber macht es denn Sinn, einen etablierten girls day umbenennen zu müssen (und damit tausende von gedruckten Broschüren), weil das für die armen Jungs diskriminierend ist? Haben wir denn nicht andere Probleme?
Ebenso verstehe ich nicht, wie man einen Preis der Arbeit vergeben kann, in dem man dafür zur Abstimmung aufruft. Können diejenigen, die dort abstimmen wirklich die Kompetenz und Ganzheitlichkeit der Betriebe anhand der gewählten Kriterien vergleichen? ich persönlich kennen fast alle genannten Betriebe persönlich und aus guter Erfahrung. Sie sind alle gut, auf ihre eigene Art und Weise. Hätte man das EFQM-Modell oder den Sustainable Excellence Ansatz zugrunde gelegt, dann wäre das ein objektiver und guter Preis geworden. So bin ich damit leider nbicht einverstanden - und "gevoted" habe ich trotzdem!
Lieben Gruß in die Runde
Thomas
Kommentiert von: Thomas Merten | 01. November 06 um 11:14
Tja Thomas, wie so oft sind wir ähnlicher Meinung, nur wollte ich das - warum auch immer - etwas diplomatischer verpacken. Ich könnte übrigens sogar Orte und Zeiten nennen, an denen Du die zitierte Sau erwähnt hast.
Ich sehe durchaus einen sinnvollen Ansatz in der Zypernkonferenz, nur leider wurde sie nicht sehr zielführend umgesetzt und die Idee ein Diversity Management einführen zu müssen, erinnert mich einfach zu sehr an die Forderung nach dem damaligen Nachhaltigkeitsmanagement. Das haben wir gemeinsam in das Nachhaltigkeits-EFQM integriert, weil es ein Unsinn wäre, ein neues Managementsytem auf diesem kleinem Focus aufzubauen. Leider war die EU-Kommisarin an unseren Vorschlägen in Richtung Sustainabel Excellence völlig uninteressiert, weil sie gerade eine ander Sau (eigentlich eher ein Ferkelchen) durch´s Dorf treiben, und das lassen sie sich auch was kosten. Es ist nicht sinnlos, diese hundert Millionen Euro gegen die Diskriminierung auszugeben, ich kenne nur viele Menschen, denen ich damit konkretere Erfolge zutrauen würde.
Der Preis der Arbeit ist eine gutgemeinte Geschichte, die genau wie der Online Star im Intenet durch das Abstimmen der Internetnutzer nicht gerade an Glaubwürdigkeit gewinnt. Die kurzen und kategorielosen Betriebsbeschreibungen auf der homepage www.preis-der-arbeit.de sind nicht sehr aussagekräftig, der Presseeinsatz bisher ist auch eher sparsam. Wir sind alleine mit der Nominierung bereits so glücklich, dass uns der Rest der Prozedur nicht mehr so arg interessiert, denn jedem der nominierten gönnen wir den Preis: Faber Castell, Weleda, Hess Natur und Ritter Sport, EWS und Windwärts sind einfach eine angenehme Umgebung, es ist nicht wichtig wer gewinnt.
Danke für Deine ehrlichen Zeilen und Gruß aus Franken
herwig
Kommentiert von: herwig Danzer | 01. November 06 um 21:41