Alle Fotos von Thomas Geiger, vielen Dank dafür. Dank auch an Betz und sein Team vom Hersbrucker CityKino. Wäre das nichtmal eine Idee, mit Freunden, Geschäftspartnern oder sogar Verwandschaft eine Sonderveranstaltung mit dem Film Ihrer Wahl zu buchen? Mail an Jürgen Betz Betzelt. Dank an die Hersbrucker Zeitung ohne die die Regionalentwicklung noch schwieriger wäre und an alle Mitarbeiter, Freunde, Kunden und die Buchhändler für die Annahme dieses moralischen Angebots.
Die Buchhandlung Lösch und die Möbelmacher teilten sich die Kosten der ersten "We feed the world" Vorstellung im Hersbrucker Citykino und luden Mitarbeiter und Kunden dazu ein. Angenehm viele junge Leute waren da, Kunden und Slow Food Mitglieder aus Schwabach und Nürnberg. Die Menschen, die aufgrund der Ankündigung in der Hersbrucker Zeitung zu der (eigentlich nichtöffentlichen) Veranstaltung kamen, mussten nur kurz davon überzeugt werden, dass sie heute leider keinen Eintritt bezahlen dürfen. Fairerweise spendeten viele zumindestens einen Teil des ersparten Geldes, was wir an das Naturschutzzentrum Wengleinpark weiterleiten werden. Der von Martin Lösch kompetent zusammengestellte Büchertisch bot noch viele andere Einsteigsmöglichkeiten ins Thema, von denen mir Bernhard Pötters "König Kunde ruiniert sein Land" wichtig ist, weil er die Verantwortung von uns allen hinweist. Und natürlich die absolute Pflichtlektüre: das Hersbrucker Hutangerbuch.
Der Film war angenehmerweise nicht reißerisch, nicht laut, nicht eklig, er zeigte vergleichsweise nüchtern die Sichtweise des Autors, was dieser in seinem Buch zum Film "We feed the world" auch deutlich zum Ausdruck bringt. Der Film ist anschaulich und emotional, im Buch wird (logischerweise) besser begründet und argumentiert, die Informationen gehen weiter in die Tiefe. Beides zusammen wäre der optimale Stoff für fächerübergreifenden Unterricht in Erdkunde, Deutsch, Biologie, Wirtschaft und vor allem auch Ethik oder Religion. Aber vermutlich liest das Kultusministerium grade heute mal wieder nicht in unserem Blog.
Die Hersbrucker Zeitung lesen da schon mehr und sie ist ein wichtiger Mitstreiter beim Versuch das Bewußtsein für regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken.
Die ebenfalls regional engagierte Journalistin Katja Bub hat einen Beitrag (auf Seite1) geschrieben, der die Veranstaltung hervorragend zusammenfasst. Weil ich nicht, weiß, wie lange der Link auf der HZ-Seite erreichbar sein wird, hier sicherheitshalber der Text von Katja aus der HZ vom 10.Juni 06:
Wirtschaftskreisläufe schockieren
HERSBRUCK (kb) - Wenn zwei Geschäftsleute gemeinsam das komplette Hersbrucker CityKino anmieten und ihre Kunden zu einer kostenlosen Filmvorführung einladen, muss schon etwas Besonderes dahinterstecken: Herwig Danzer von den Möbelmachern und Buchhändler Martin Lösch zeigten mit dem Film „We feed the world “ die irrwitzigen Strukturen der modernen Agrarwirtschaft auf. Beim Publikum kam die Botschaft an: weg von großen Lebensmittelkonzernen und wieder hin zu den Bauern vor Ort.
„Supermarkt-Hühnchen sind ab sofort von meiner Speiseliste gestrichen “, sagte nach der Vorstellung eine Zuschauerin bestürzt. Eier hole sie sich ohnehin nur noch von hiesigen Bauern. Derartige Äußerungen waren an diesem Abend im CityKino noch des öfteren zu hören. Kein Wunder, denn Erwin Wagenhofers Dokumentation „We feed the world “ ließ bei den geladenen Gästen förmlich die Alarmglocken schrillen.
Der Film macht einen Streifzug durch mehrere Länder und besticht dabei nicht nur durch seine Aufnahmen, sondern auch durch Zahlen: So reiht sich beispielsweise im spanischen Almeria auf einer Fläche von 25 000 Hektar Gewächshaus an Gewächshaus. Wien vernichtet pro Tag so viel Brot wie die ganze Stadt Graz verbraucht. Brasilien ist der weltgrößte Soja-Exporteur und dennoch leiden dort Abertausende Einheimische Hunger. Und in einem österreichischen Aufzuchtbetrieb werden pro Woche 400 000 Küken künstlich ausgebrütet, in einer Schlachterei täglich etwa 50 000 Tiere getötet.
Zu diesen schlicht unvorstellbaren Lebensmittelkreisläufen äußern sich Fischer, Bauern und Produktionsleiter. Aber auch Peter Brabeck, Kopf von Nestlé International, dem größten Nahrungsmittelkonzern der Welt, tritt vor die Kamera. Erschütternd sind vor allem die Worte von Jean Ziegler, dem UN-Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Nahrung: „Die Weltlandwirtschaft könnte ohne Problem 12 Milliarden Menschen ernähren. Das heißt, ein Kind, das heute an Hunger stirbt, wird ermordet. “
Danzer und Lösch möchten mit ihrer ungewöhnlichen Aktion in erster Linie die regionalen Wirtschaftskreisläufe stärken. Hier vor Ort, in der Slow-City Hersbruck, sei doch schon Vieles vorhanden, was der Verbraucher nutzen könne, so der Unterkrumbacher — von Direktvermarktern, „Heimat auf‘m Teller “, der Streuobstinitiative, dem Initiativkreis Holz aus der Frankenalb bis zum Naturschutzzentrum Wengleinpark. „Jeder, der einkauft, entscheidet an der Ladentheke, wie unsere Zukunft aussieht “, mahnt Danzer.
„We feed the world “ bis Mittwoch, 14. Juni, täglich um 20.30 Uhr im Citykino Hersbruck. Weitere Informationen unterCity Kino Hersbruck , www.les-art.de, www.nachhaltigkeit.blogs.com.
Buchbesprechung "We feed the world"
Bernhard Pötter: Kunde König ruiniert sein Land
Die Einladung ins Kino mit vielen Links zu kritischen Stimmen
Der Film läuft noch bis Mittwoch
Die Nachhaltigkeitsseite der Möbelmacher
Guten Morgen Herwig und Ute,
noch mal vielen Dank für den gestrigen Abend, er war doch sehr
lehrreich. Ich denke, ich werde beim Einkauf noch bewußter auf alles
achten was ich für mich und meine Familie auf den Tisch bringe. Dies
wird nicht immer ganz einfach sein, da doch viele Wege des
Nahrungskreislaufes nicht bekannt sind. Der Weg den Ihr versucht
unzusetzen wie "Heimat auf dem Teller" sollte noch mehr in die Köpfe der
Leute gelangen.
Ein schönes Wochenende.
Kommentiert von: Elfriede Eusemann | 10. Juni 06 um 10:29
Hallo Herwig,
danke für die Mail. Super Idee mit der Kundenvorführung. Ich habe den Film auch vor kurzem gesehen. Er lief hier in Osnabrück in einem großen Kino mehrere Wochen. Als ich in der letzten Woche da war, war er immer noch gut besucht. Zum Glück wird er nach der Kinoverwertung auch noch im TV laufen.
Viele Grüße
Kai Schleyerbach
Kommentiert von: Kaix | 14. Juni 06 um 10:54
Hallo herwig und Martin,
tolle Idee zum Film „we feed the world“ euere Kunden einzuladen – und vor allem auch vielen Dank für die Spende ans Naturschutzzentrum Wengleinpark e.V.. Wir werden die Spende im Sinne we feed the region verwenden ( und freuen uns natürlich sehr, wenn jemand noch was drauflegen will). Ich finde es sehr wichtig, dass auch Filmemacher und Buchautoren das Thema aufgreifen und damit zur Bewusstseinsbildung bei uns Verbrauchern beitragen. In Österreich ist dies ja der meistgesehene Dokumentarfilm aller Zeiten. Einen Dokumentarfilm zu Bewusstseinsbildung haben wir regional 1996 auch schon ausprobiert und unser Film die „Hersbrucker Alb“ ist hoffentlich auch der meistgesehene Dokumentarfilm in Hersbruck -)). Wir haben seit nunmehr 10 Jahren unsere Bildungsarbeit auf die Belebung der regionalen Wirtschaftskreisläufe ausgerichtet und erfolgreiche Regionalinitiativen gegründet(siehe www.naturschutzzentrum-wengleinpark.de). Alle Beteiligen würden davon profitieren, wenn der König Kunde nicht sein Land ruinieren würde, sondern mehr regionale Waren und Dienstleistungen nachfragt. Der altlateinische Spruch „in dubio pro regio“ bekommt dadurch hoffentlich wieder neuen Aufschwung. Regional genießen ist also nicht nur die „leckerste Art unsere Landschaft zu schützen“ (Naturschutzzentrum 1996), sondern auch ein Weg sich mit gutem Gewissen gesund zu ernähren.
Bei der Filmpremiere war ich in einem dringend benötigten Urlaub, werde aber Film und Buch noch nachholen.
Viele Grüße
Rainer
Kommentiert von: Rainer Wölfel | 19. Juni 06 um 15:31
Urlaub war Dir von uns allen gegönnt, Du hast ja quasi die Vorarbeit geleistet.
Kommentiert von: herwig Danzer | 19. Juni 06 um 15:46