Der Bundesdeutsche Arbeitskreis für Umweltbewusstes Management e.V. vergab wie jedes Jahr die Umweltpreise, organisierte eine Benefizgala und lud tags darauf zur Jahrestagung. Alles in dem nicht immer funktional oder wohnlich gestylten aber vermutlich deswegen oberschicken Ambiente der HypoVereinsBank/Unicredit in München.
Einige Grand Senieurs der Nachhaltigkeit waren anwesend (Claus Hipp, Franz Erhnsperger), der angekündigte Wirtschaftsminister Michael Glos ließ sich von Dagmar Wöhrl vertreten, deren (oder dessen?) Rede durch nachhaltigen Inhaltsverzicht beeindruckte.
(Offensichtlich sagen Politiker zunächst mal alle Termine zu, um dann, kurz davor, entschieden zu können, welcher der Wichtigste ist, bei ihm war es anschienend der Auftritt in einer der vielen überflüssigen Talkshows, da wo heute Deutschlands Politik gemacht wird. Irgendwie einsehbar aber unanständig und auf einer Tagung zum Thema Nachhaltigkeit sogar noch mehr.)
Die zu langen Reden der Geld- und Gastgeber vereinten sich mit den Kommentaren der ebenso zahlreichen wie hochmotivierten Moderatoren (z.B. Volker Angres vom ZDF und Franz Alt) zu einem Zeitproblem, was peinlicherweise dazu führte, dass die eigentlichen nichtfinanziellen Hauptpersonen, die Preisträger nämlich, um Schnelligkeit gebeten wurden.
Mareke Wieben von Ikea machte nicht nur eine gute Figur, sie hat auch eine gut durchstrukturierte Rede gehalten, die die vorgegebene Zeit einhielt und die Dinge aussparte, die nicht zum Thema Nachhaltigkeit gehörten. Hipp und Erhnsperger hatten wie immer wirklich was zu sagen und die nachfolgenden ehrlich engagierten quälten sich im Zeitkorsett.
Minister Werner Schnappauf (mein eigentlicher Dienstherr als Umweltbotschafter ) hatte die tolle Idee dem Auditorium seine Aufzeichnungen schriftlich zur Verfügung zu stellen, leider waren seine spontanen Sätze dann weder kürzer noch treffender. Er wurde erst am nächsten Tag von seinem Staatssekretär Bernhard übertroffen.
Die Streichung der Kaffeepause, die ja nicht nur Teilnehmer im fortgeschrittenen Unterkaffee retten soll, sondern vor allem die Gespräche untereinander ermöglicht, wurde aus Respekt vor den Preisträgern ohne Murren akzeptiert. Ute Danzer entdeckte gleich danach die Reihenbestuhlung der Gala. Wir erhofften uns eigentlich runde Tische, an denen man sich mit den anwesenden tollen Leuten austauschen könnte. Frau Kohlhase von Weleda (und Buchautorin) erfasste blitzartig die Situation und vermittelte unsere wankenden Eintrittskarten an zwei mitdiskutierende Studenten. So war das letzte schlechte Gewissen beseitigt, denn die Spende war bereits überwiesen und die Plätze blieben nicht leer und die Stadt unserer Studententage hatte uns wieder. Nach Bummel und Weißbier trafen wir uns mit dem damaligen Vermieter, dem vielleicht einzigen Menschen, der wohl ausnahmslos Möbel von den Möbelmachern (und Vorläufern ) hat, der Abend war also freundschaftlich und doch dienstlich ausgefüllt. Von der Gala wurde übrigens schwärmend berichtet und sie dauerte nur 90 Minuten länger.
Der nächste Tag brachte nach der Überziehung im Plenum (Henkel trocken, ähnlich Persil, aber glaubwürdig wie die CIA) einige interessante Beiträge in den Workshops.
Lustigstes Intermezzo: Im Workshop Corporate Social Responsibility (Verantwortung der Unternehmen für die Gesellschaft) fragte Dieter Brübach (aufmerksame Leser kennen ihn vom Mimonapreis) nach dem Kundeninteresse an diesen Kriterien. Mareke Wieben konnte aus ihrer Ikeastatistik zitieren, nach der nur 3 Fragestellungen von Eintausend Anrufern sich auf diesen Thmenbereich beziehen. Natürlich musst ich "als direkter Konkurrent von Ikea" (unverständliches großes Gelächter) unsere Ergebnisse aus den Kalenderauswertungen anhängen, die das Gegenteil aussagen, unseren Kunden sind diese Themen sogar sehr wichtig. Darauf Mareke: "Deswegen schicken wir die drei Anrufer ja auch zu den Möbelmachern." (Wieder Gelächter) Darauf herwig: Und alle euere Kunden haben wir euch geschickt, die haben bei uns angerufen und wollten was billiges.
Wir waren beeindruckt wie viele tolle Leute (z.B. Dr. Ignacio Campino von der Telekom) Prof.Dr.Maximilian Gege, Martin Oldeland und Ludwig Karg von B.A.U.M e.V. in dem tollen Ambiente zusammengebracht haben und die Kinder werden für die Erlöse aus der Benefizgala sehr dankbar sein. Wer den organisatorischen Aufwand einer so hochkarätigen Veranstaltung einschätzen kann, ist beeindruckt. Eine geschicktere Verteilung der Redezeit auf die Leute, die was zu sagen haben, hätte die Veranstaltung noch interessanter gemacht, aber das ist halt nicht so einfach, wenn man alle Forderungen zwischen Öffentlichkeitsarbeit, Politik, Finanzen und dazu auch noch Nachhaltigkeit erfüllen muss. Und wieder haben wir einige interessante Menschen kennengelernt, neue Kontakte geknüpft und alte aufgefrischt. Danke für die Einladung an B.A.U.M. e.V..
Mimonapreis (Mitarbeitermotiation zur Nachhaltigkeit)
Video anschauen: Ludwig Karg hat uns schon in BR-Sendung "Kreuzfreuer" kritisch ausgefragt
Die Nachhaltigkeitsseite der Möbelmacher
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