von Thomas Geiger
Was passiert wenn ein Jurist, spezialisiert auf serbokroatisches Recht, Mitherausgeber des "Handbuchs Wirtschaft und Recht in Osteuropa", der sich gerne beim Wettbewerb um den "schlechtesten Rockgitarristen der Welt" bewerben möchte, seine literarische Ader aus Schulzeiten wieder entdeckt? Logisch, er erfindet mal schnell eine Literaturgattung: "Juristische Science Fiction", was auch sonst.
Plötzlich steht Janis Joplin wieder auf der Bühne und fesselt die Massen und die Gendanken des unerkannten Lovers der "Ersten" und der "Zweiten" ("Pearl Babe").
Und was passiert, wenn sich das geklonte George Harrison Gehirn plözlich aus religiösen Gründen (mein Karma und so..) weigert, neue Beatles-Songs zu schreiben ("Die Santana-Festplatte")?
Der Massenmörder wurde auf Grund seines Gen-Materials gefangen und vor Gericht gestellt und soll nun auf Grund der 99,99999%igen Übereinstimmung verurteilt werden - aber hat man den "Richtigen" der 20 Klone ("Das Plädoyer")?
Auch im verborgenen und geheimen Hinterzimmer (Beteten verboten!) der Gerichtskantine, wo sich die honorigen Herren Richter nach Feierabend bei ein paar Bierchen...(hier zeigt sich das Fachwissen des Nürnberger Anwalts, den man ab und zu auch bei einem Hersbrucker Lager in der Michelmühle trifft) geht es um das Schicksal der "Nachproduzierten". Was bewegt den Erbrechtler, wenn der Klon neben den Abkömmlingen und der Ehefrau auf seinem 100% Erbteil besteht, nachdem der ungewollt geklonte, dessen Testament vor der Klonung verfasst wurde... aber das ist wohl auch für Juristen, die nicht das x-te Bier im Hinterzimmer getrunken haben nur schwer vorstellbar ("Freitagnachmittag unter Kollegen").
Doch die meines Erachtens beste Geschichte ist gleich die erste. Der Ärger des Vorstandsvorsitzenden der Pharma-Fima über seinen Leiter "Sonderprojekte" dem sein "Meisterwerk" aus dem Ruder läuft, weil DER sich illojal verhält und sich eben doch so benimmt wie ER, dem er "nacherschaffen" wurde. Der Innenminister, der IHN sogar abschieben will, und der (inzwischen afrikanische) Papst, der eine vatikanische Wahrheit für falsch erklärt, um IHM alles offen zu lassen für die "seltsamen Wege des Herrn" ("Der Zweieinige"). Genial. Lesen!
Stefan Pürner (oben links heute), "GEKLONT - 12 verblüffende Kurzgeschichten, die Sie früher oder später erleben werden", erschienen im Celero-Verlag, Weilersbach, ISBN 978-3-9808998-2-6, 8,90 Euro
Die offizielle Buchvorstellungsseite
Um jetzt noch zu erkären, wie diese Buchempfehlung in den Weblog der "Möbelmacher" kommt, muss man etwas weiter ausholen. Der Autor, Dr. Stefan Pürner (rechts bei ersten Übungen an der Gitarre 1978), der mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Röthenbach an der Pegnitz wohnt, ist in Hersbruck kein Unbekannter. Neben den oben erwähnten seltenen Besuchen in der Michelmühle, hat er hier auch die Schulbank im benachbarten Gymnasium gedrückt, und das zusammen mit dem Autor und im Klassenabstand auch mit herwig Danzer. Und wenn man in den Tiefen der Antiquariate gräbt, findet man vielleicht noch ein Exemplar des Bandes "Worte & Bilder" - Kunst und Literatur im Hersbrucker Land, erschienen 1982! im Guido-Rukaviner Verlag, Hersbruck - New York. Blätternd auf Seite 48 lesen wir:
Är Dooch zum glei widär in Müllahmär neischmeissn
Die Sunnär is zu anner Beerdichung wech,
där Bedrus haud är Blosnschwech,
där Himmil laffd aus, wäi är afgschloongs Odlfooss
und die Schdrass is glidscherdnoos.Stefan Pürner
Ein weiter Weg zum Erfolgsautor für "Juristische Science-Fiction".
Weiter auf Seite 57 finden wir ein Frühwerk des Autors dieser Besprechung, Thomas Geiger, ein Portrait von Albert Mangelsdorff
und noch ein wenig weiter auf Seite 74 lesen wir:
Leben auf einer Wolke
getragen von der Wahrheit
hinabblicken auf die
Menschen
bis sie schrittweise
zu Wolken werden.Ute Dörfler
Nur Insider wissen, dass Ute Dörfler heute eine verheiratete Danzer ist. Das nennt man dann nachhaltige Beziehungen und damit wären wir wieder beim Thema! ;-)
Lieber Thomas,da Stefan gerade nicht da ist, nutze ich als sein Klon die Möglichkeit zu einem Kommentar. Zum einen glaube ich, daß solche schmeichelnden Worte mein Original erst mal sprachlos machen würden. Weshalb er eigentlich auch keinen Kommentar abgeben würde. Zwei Punkte wären ihm jedoch vermutlich so wichtig, daß er sie in einen Kommentar schreiben würde: Zum einen war die literarische Ader nicht seit der Schulzeit unentdeckt, sondern wurde über die Jahre doch ab und an gepflegt, nachzulesen zB unter:
http://www.media-mania.de/index.php?PHPSESSID=08c5e4c4e1225482799c21bf07687329&action=rezi&p=6&id=2201. Zum zweiten (Und das ist ihm vermutlich am wichtigsten): Nichts gegen das gute Hersbrucker Lager, Stefan trinkt aber lieber Weizen. Nicht, daß er noch das verkehrte Bier bekommt, wenn er das nächste Mal in die Michelmühle kommt. (Die Michelmühle ist übrigens über jeden Klonverdacht erhaben. Dort ist jeder ein unnachahmliches Original. Bis hin zu jeder einzelnen von diesen göttlichen Bratwürsten).
Herzlichst
Klon Stefan
Kommentiert von: Klon Stefan | 20. März 06 um 12:02
Ogott,
habe nicht gewusst, auf was ich mich da mit Thomas´ Gasteintrag über "Geklont" einlasse. Viele Weblogs kämpfen mit Spam und anderen unsinnigen Internetentwicklungen, aber ausgerechnet der Nachhaltigkeitsweblog ist wohl der erste, der von Klonen heimgesucht wird. Von Martin Lösch werde ich wohl erst morgen das ultimative Buch zum Klon erhalten (der war grade noch auf ner Geburtstagsparty) weshalb ich zunächst noch gar nichts sage, sondern erst die Ergebnisse der Lektüre vom Buch von Stefan Pürner Buch abwarte. Bis dahin bleibt die Kommentarfunktion sogar für alle Klone offen, meiner ist gottseidank schon im Bett. Ob wir bald ein Schild raushängen "Klone müssen draußen bleiben", ist mal wieder ein juristisches Problem, von dem wir uns die Hilfe von Stefan erhoffen.
Kommentiert von: herwig Danzer | 21. März 06 um 00:54
Ist ja unglaublich, was der Autor Stefan P. noch so alles neben vielen Reisen nach Osteuropa, Kinderaufzucht und klassischer Anwaltstaetigkeit treibt! Muss das Buch kaufen und werde es vielleicht auch lesen!
Kommentiert von: Thomas Schmidt | 21. März 06 um 12:39
lieber herwig, ich verstehe deine bedenken wegen nachhaltigkeit und klonen nicht. umgekehrt wird ein schuh drauß: wir klone sind der inbegriff der nachhaltigkeit, weil wir ja da erbgut unserer vorbilder weiter tragen
nachhaltigkeit und klone passen deshalb sehr gut zusammen, lass dich klonen, dann wirst du es merken
nachhaltige grüße
der klon
Kommentiert von: Koln Stefan | 21. März 06 um 13:38
Der Klon oder Stefan oder ? (ja wer jetzt?) hat mir noch den Rest des Gedichtes aus Jugendzeiten geschickt, das will ich hier nicht vorenthalten, zumal, wenn man jetzt aus dem Fenster schaut (Gottseidank gehen wir morgen skifahren, gell herwig). Hier also noch mal in voller Laenge (da hat der Guido Rukaviner Verlag wohl geschlampt):
Är Dooch zum glei widär in Müllahmär neischmeissn
Die Sunnär is zu anner Beerdichung wech,
där Bedrus haud är Blosnschwech,
där Himmil laffd aus, wäi är afgschloongs Odlfooss
und die Schdrass is glidscherdnoos.
Rudzerwasser greiner dou die Doochrinner;
Iich fang ag glei oh,
wahl iich koh
diich nirchers finner.
Stefan Pinner (Puerner)
Eigentlich sollte sich bei Stefan jedes Ende eines Gedichtes "afn Nomer reimer"
Ach so; wann kommt jetzt eigentlich ein Buch von Ute? Etwa: "Mein Leben mit dem Klon im Musterhaus"
Thomas
Kommentiert von: Thomas Geiger | 21. März 06 um 14:29