Über unseren "Kollegen" Ikea und die Nachhaltigkeit haben wir ja schon vor ein paar Wochen ausführlich berichtet und kontrovers diskutiert. Heute gratulieren wir dem Gründer Ingvar Kamprad zum 80-ten Geburtstag, weil wir bei aller Skepsis auch jede Menge Respekt vor seinem Lebenswerk haben. Auch wenn er sich Glückwünsche und Feiern verbietet, macht ein Blick auf diesen Mann im Nachhaltigkeitsblog schon Sinn.
"Von den Reichen kann man die Sparsamkeit lernen." Das lernen wir nicht nur, weil unsere Kunden mit dem meisten Geld oft auch die zähesten Verhandlungspartner bei Massivholz-Einrichtungsfragen sind, sondern auch aus den Aussagen von Kamprad, der sich seine Haare lieber von seiner Frau schneiden lässt, weil das billiger ist und nicht in Restaurants isst, weil das zu teuer ist. (Die Geiz-Tipps des Ikea Milliardärs). Er scheint auch kein Freund des Steuerzahlens zu sein:
Es ist nicht ohne Ironie, daß gerade Ikea sich das Image eines alternativen Unternehmens aufbauen konnte. In vieler Hinsicht ist Kamprad nämlich ein ausgesprochen altmodischer Kapitalist. Er läßt sich nicht gerne in die Karten schauen, und deshalb baute er sich eine ungemein verschachtelte Organisation auf. Er machte eine von ihm geleitete Stiftung im Steuerparadies Holland zum Eigentümer von Ikea und überschrieb sämtliche Rechte am Namen Ikea an eine ebenfalls holländische Gesellschaft namens Inter-Ikea-Systems. Alle Ikea-Filialen müssen an die Inter-Ikea-Systems Lizenzgebühren abführen. Diese Konstruktion erlaubt es, Gewinne beliebig von einem Land in ein anderes zu verschieben. Soll beispielsweise der Gewinn in Deutschland buchhalterisch auf Null gebracht werden, dann braucht Kamprad nur die Lizenzzahlungen an Inter-Ikea-Systems entsprechend heraufzusetzen. Kamprads soziales Gewissen setzt also genau an dem Punkt aus, wo es um Steuern an den schwedischen oder deutschen Sozialstaat geht.(Die Zeit zum 70-ten von Kamprad)
Er ist sicher der geistige Urvater der "Geiz ist geil Kampagnen," auch wenn Ikea immer deutlich schönere Werbung gemacht hat (schönstes Beispiel die aktuelle homepage). Das ist der Geiz, dem Friseure und Gastronomen zum Opfer fallen und der im Laufe der letzten 30 Jahre auch unzählige Möbelhändler auf der ganzen Welt die Existenz gekostet hat. Ich vermute mal, dass man bei Tom Concept den besseren Haarschnitt bekommt, das Stefan Rottner besser kocht und dass wir die individuelleren Möbel bauen. Wer dies zu schätzen weiß hat mit seinem Geld nicht nur seine eigene Lebensqualität verbessert sondern auch die der ehrlichen Anbieter von Frisuren, Essen oder Möbeln. Er wird nie sooooo reich werden, aber er muss sich wohlfrisiert, gut genährt und edel eingerichtet wenigstens keine Gedanken über den Umgang mit 28 Milliarden US Dollar machen. Ist doch auch ein Vorteil.
Happy Birthday Ingvar Kamprad.
Ausführlicher Artikel in der Stuttgarter online.
Ausführlicher Artikel in der Zeit
Wikipedia zu Kamprad
Ikea Nachhaltig im Weblog
Ikea im Greenpace Clip
Letzte Kommentare